
Hohensyburg
Schon auf den
ersten Blick erkennt man, dass die Bergeshöhe von besonderer
strategischer Bedeutung ist. Am Fuße fließt die Lenne in die Ruhr,
der Blick reicht weit in die Lande und umfasst auch die in der Nähe
liegenden Täler der Volme und Ennepe. Das mochten auch die zur Zeit
Christi hier wohnenden Sigambrer erkannt haben. Sie ließen hier eine
Wallburg errichten, die nach dem Volksstamme den Namen erhielt.
Ihnen folgten nach harten Kämpfen die Brukterer, die das Gebiet bis
gegen 700 inne hatten, wo sie allmählich in die von den Gestaden der
Nordsee kommenden Sachsen aufgingen.
Diese, der besonderen Wichtigkeit des
Platzes in den ausbrechenden Kriegen mit Karl dem Großen eingedenk,
ließen sich eine Verstärkung der Veste Syburg wohl angelegen sein.
In neuerer Zeit fand man bei Erdarbeiten für die Errichtung des
jetzigen Kaiserdenkmals große runde Steinscheiben, die früher den
Zweck gehabt haben, auf die heranstürmenden fränkischen Krieger
hinab gerollt zu werden. Nach hartnäckiger Verteidigung fiel die „Sigiburg“
775 in die Hände Karls, der hier eine fränkische Besatzung
hineinlegte. Alle Versuche der Sachsen, die alte Wallburg wieder in
ihre Gewalt zu bekommen, scheiterten in der Festigkeit derselben.
Dass der mächtige Sachsenherzog Wittekind bei dieser Gelegenheit die
Sachsen geführt habe, gehört in das Reich der Sage, ebenso, dass er
in der in der Nähe sprudelnden Petersquelle getauft sei. Wie
bekannt, ist dies in der Pfalz zu Attigny in Frankreich geschehen,
wobei Karl der Große als Taufpate stand.
Nach der Unterwerfung der Sachsen wurde
bei Ihnen die fränkische Gauverfassung eingeführt, außerdem schuf
Karl zur Sicherung des Landes an den Hauptheerstraßen, die planmäßig
das gewonnene Gebiet durchzogen, in einer Entfernung von 6 bis 10 km
die sogenannten Reichshöfe, die Ministerialen unterstellt wurden. Es
liegt auf der Hand, dass ein so hervorragend gelegener Platz wie
Hohensyburg dabei nicht übergangen werden konnte. Und so entstand am
Fuße des Berges der Reichshof Westhofen während in die alte
Sachsenfeste der Schultenhof der Reichsmark hineingesetzt ward. Noch
heute ist das dort gelegene waldige Gebiet unter dem Namen
Reichsmark bekannt und umfasst eine Fläche von etwa 24
Quadratkilometer.
Aus jener alten Zeit stammt auch die
innerhalb der Wallburgreste stehende Peterskirche, die von einem
Friedhofe mit verwitterten Steinen umgeben ist. Nach der Sage soll
die hier ursprünglich gebaute Kirche vom Papst Leo III. gelegentlich
seines Besuches auf dem Reichstag in Paderborn 799 eingeweiht worden
sein. Die jetzige im romanischen Stil erbaute Kirche, auf den alten
Grundmauern errichtet, stammt aus dem 12 Jahrhundert. Im Mittelalter
war sie wegen ihrer zahlreichen Reliquien ein besuchter
Wallfahrtsort. Von der Kirche aus lässt sich die Wallburg der
Sachsen, die eine von Steinen geschichtete starke Mauer mit einem
Graben bildete, vor dem sich in etwa 10 Meter Entfernung an zweiter
Graben befindet, noch recht gut verfolgen.
Der Reichshof Westhofen, der den
Ruheübergang decken sollte, eignete sich in den kriegerischen Zeiten
des Mittelalters jedoch schlecht zu Verteidigungszwecken, und so kam
es, daß sich innerhalb der alten Wallburg auf dem Berge eine neue
Burg erheben konnte. Man vermutet, daß sie von Kaiser Heinrich VI.,
dessen Kämpfe gegen das Volk der Sachsen bekannt sind, als Zwingburg
um das Jahr 1075 angelegt sei. Sie wurde mit kaiserlichen
Burgmännern besetzt. Einer dieser Ministerialen, der sie als Lehen
erhielt, nannte sich nach der Burg Herr von Syberg. Urkundlich kommt
dieses Geschlecht zuerst 1265 vor. Die Burgherren machten bald böse
von sich reden, sie überfielen Kaufmannszüge und lebten mit den
Nachbarn in ständiger Fehde. Diese Gewalttätigkeiten hatten zur
Folge, dass der Graf Eberhard II. von der Mark die Burg zerstörte,
nachdem er vorher den Bewohnern freien Abzug gewährt hatte. Das
Wenige, das stehen blieb und heute die Ruine bildet, sind Teile des
viereckigen Bergfrieds und einige Mauerreste, die ursprünglich
Zimmer einschlossen, wobei man die Anlage der Kamine noch deutlich
erkennt.
Die Ritterfamilie von Syberg aber ließ
sich im Thale unweit des Stammsitzes nieder und erwarb hier das Gut
zum Busche, nach welchem es sich auch benannte. Die Herren von
Syberg zum Busche gehörten zur märkischen Ritterschaft und hatten in
Kriegsläuften dem Landesherren 2 Pferde zu stellen. Zum Hause
gehörten neben bedeutenden Ländereien und Wäldern auch eine
Kornmühle an der Lenne mit Mahlzwang für die Bauernschaften Boele,
Halden Fley und der Zoll einer Flussfähre. Durch eine Erbtochter,
welche mit dem Oberpräsidenten von Westfalen, Freiherrn von Vincke,
vermählt war, kam 1827 das Gut zum Busche an dieses Geschlecht
welches es noch heute besitzt.
Das Andenken an den volkstümlichen
Oberpräsidenten Ludwig von Vincke, 1774 bis 1844, hält der von der
Höhe der Hohensyburg unmittelbar neben der Burg stehende Vincke-Turm
wach, der im Jahre 1857 diesem bedeutenden Manne errichtet wurde.
Mittels einer Wendeltreppe lässt er sich bequem ersteigen. Von der
Höhe genießt man eine weite herrliche Aussicht in die reichen
westfälische Gaue.
Am bekanntesten aber hat die Hohensyburg
das mächtige Kaiser-Wilhelm-Denkmal gemacht. Wohl kaum ein anderes
Denkmal in den deutschen Landen kann sich mit diesem messen. Auf
einer Terrasse von rund 2600 Quadratmeter, die Platz für 5000
Personen bietet, erhebt sich der im gotischen Stil gehaltene
fünffach gegliederte Bau. Ein 43 Meter hohe, 9 Meter breite und 6m
tiefe Mittelturm, der in eine Krone ausläuft, zeigt in einer Nische
hoch zu Ross die Figur Wilhelms I. Darüber sieht man das uralte
westfälische Wappen, das springende Pferd und an den oberen Ecken
vier Adler, dräuend in die Weite spähend. Neben dem Kaiserdenkmal
haben rechts und links die Standbilder des Kronprinzen Friedrich
Wilhelm und des Prinzen Friedrich Karl ihre Aufstellung gefunden.
Vor den Nischen der Seitentürme erblickt man die Standbilder Moltkes
und Bismarcks. Das Denkmal wurde nach den Plänen des Geheimen Baurat
Stier-Hannover in den Jahren 1893 bis 1898 mit einem Kostenaufwande
von 681.500 Mark errichtet.
Quelle:
Lenhäuser, A.. Klöster Burgen und feste Häuser an der Ruhr. Von
Hohensyburg bis zur Ruhrmündung. Essen 1924 |