
Stiepel gegenüber schaut aus
wipfelgrüner Höhe der trutzige Bergfried der
Burg Blankenstein
heraus, die ihre Entstehung den
Isenberger Wirren verdankt. Sie ward 1226/27 vom märkischen
Feldhauptmann und Drost von Altena Ludolf von Boynen auf glattem,
blanken Felsgestein, daher Blankenstein, aus den starken
Mauerblöcken der zerstörten Isenburg erbaut. Das war in kluger
Voraussicht der kommenden Kämpfe mit den Verwandten des Isenbergers
geschehen. Und wirklich bewährte sich Blankenstein, das neben Altena,
Wetter und Volmarstein zu den vier Hauptschlössern der Grafschaft
Mark gehörte, vorzüglich. Es wurde ein fester Stützpunkt der Grafen
von der Mark, die auf seine Erhaltung großen Wert legten. In Frieden
1243 blieb Blankenstein märkisch, und die Burgmannen durften die
Güter, die sie sich aus dem Isenbergschen Nachlass angeeignet
hatten, behalten.
Kurze Zeit darauf sind die von der Burg
wieder im Kampfe. Zwischen dem Erzbischof von Köln Engelbert von
Falkenburg und dem Grafen Engelbert I. von der Mark war eine Fehde
ausgebrochen, weil ein märkischer Ritter mehrere Bürger der
Kölnischen Stadt Soest gefangen genommen hatte. Die Truppen des
Erzbischofs verehrten von dem Stifte Essen und dem Isenberge aus das
Märkische. Am 2 April 1263 lagen sie vor Hattingen, das in größter
Not vor der Übergabe stand. Schon schlugen die Flammen aus der Stadt
empor; da erschienen die Burgmannen von Blankenstein mit ihren
Reisigen. Als nun die Hattinger einen Ausfall machten kam es an der
"Koppel" zum Treffen, wobei die märkischen einen vollständigen Sieg
errangen, indem sie 80 ritterbürtige kölnische Mannen gefangen
nahmen.
Um 1350 wurde die Burg Blankenstein
eine märkischer Regierungssitz. Der bisherige Drost wurde Amtmann,
und sein Verwaltungsbezirk reichte bis Bochum, Essen und Volmestein.
Er hatte die dem Landesherren gebührenden Gefälle einzuziehen, die
in Geld und Naturalien bestanden; er hatte auf die Wahrung des
Landfriedens seine Sorgfalt zu richten und übte hierbei selbst die
Polizei Gewalt aus, die soweit ging, dass er Widerstand mit dem Tode
bestrafen konnte; er ernannte die Richter seines Amtskreises,
bestätigte die Markenrichter und überwachte ihre Beschlüsse. Doch
lag die Arbeit seinem Amtsschreiber ob, und der Amtmann, dessen
Feder nicht die leichteste war, war froh, wenn er die Pergamente
unterschrieben hatte. Aus adeligem Geschlecht entstammend, war sein
Sinn auf ritterliche Übungen gerichtet, und so war er tagsüber meist
mit seinen Burgmannen auf der Jagd oder er ritt zu Besuch nach einem
der vielen Adelsitze, welche die Umgegend hatte, hinaus. Dort traf
man immer eine feuchtfröhliche Gesellschaft an.
Die Burgmannen waren Söhne des
Landadels, die für ihre kriegerischen Hilfeleistungen mit größeren
und kleineren Höfen behandelt wurden. Zu den Einkünften aus diesen
Gütern gab der Drost noch jährlich 10 Taler, Wohnung und Beköstigung
auf der Burg, Pferd fährt, Rüstung und Waffen. Es ließ sich also als
Burgmann zu Blankenstein schon gut leben. So ist es zu verstehen,
dass die märkischen Edelleute gerne hier dienten, wenn man es so
nennen soll, und wir finden deshalb unter den Burgmannen die Dücker,
Brüggeney, Munkenbeck, Bruch, kliff, Steenkuhl, Hafkenscheids,
Ovelacker, Hardenberg, Eickel u.s.w. vertreten.
Interessant ist dann noch zu hören, das
Blankenstein von den märkischen Grafen meist als Pfandobjekt für
geliehene Gelder den Drosten gegeben wurde. Das begann schon 1395,
wo Johann von Kukelsen, dem der Graf Dietrich von der Mark 6000
Gulden schuldete "dat Huis ind Sloet to Blankensteen to pande"
bekam. In der Folge waren die Schulden bis auf 1500 Gulden gesunken,
aber völlig schuldenfrei ist Blankenstein nie gewesen. Wenn der eine
Drost gestorben war, so lieh der Graf von einem seiner Ritter eine
Summe Geldes, mit der er den Pfandbrief der Witwe des V bis
gleicherstorbenen einlöste, gleichzeitig stellte er aber einen neuen
Pfandbrief für den Geber aus, der dann Drost von Blankenstein wurde.
Der letzte Drost und Amtmann war Georg von Syberg auf Schloss
Kemnade, der ich aber kaum auf Blankenstein, das besonders im
30-jährigen Kriege stark gelitten hatte, sehen ließ.
Die Burgmannen von Blankenstein waren
kleinen Fehden nicht abgeneigt und unternahmen von Zeit zu Zeit
Streifzüge in der Gegend, wobei es hauptsächlich auf Raub und
Plünderung abgesehen war. Das hatte die Städte der Grafschaft
bewogen, gegen die Amtsleute und ihre Kriege von Wetter, Volmestein
und Blankenstein beim Landesherren, dem Herzog von Kleve, eine
Klageschrift einzureichen.
Im Jahre 1438 war ein natürlicher Sohn
des Herzogs Adolf von Kleve mit Blankenstein belehnt. Dieser muss
ein echter Ritter vom Stegreif gewesen sein. Bei einer Streife hatte
er eine Anzahl Kölner Kaufleute mit sich genommen und hielt sie
fest. Die Stadt Köln erreichte erst durch mehrmalige Verwendung beim
Herzog, dass ihre Bürger freigelassen wurden. Dieser Sohn des
Herzogs Adolf nannte sich nach der Burg Johann von Blankenstein.
Unterhalb der Burg und der Burghäuser
entstand durch Ansiedlung der reisigen Knechte und Handwerker die
Freiheit Blankenstein, die von den märkischen Grafen mit besonderen
Privilegien und Rechten ausgestattet wurde. Dieselben wurden in dem
Ortsrecht oder "Freiheitsbuche" 1609 in 19 Artikeln genau
aufgezeichnet. Aus der Freiheit bildete sich der Ort Blankenstein,
der in den Kriegsläuften des 17. Jahrhunderts so stark mitgenommen
wurde, dass er 1644 die Unterhaltungsgelder für den Aufenthalt
brandenburgischer Truppen in Kleve-Mark nicht mehr bezahlen, 1691
nur zwei Reichsthaler 24 Stuber auf Abzahlung aufbringen konnte und
ein 1695 gepfändet werden sollte. In diesem kriegen lag dauernd
Kriegsvolk auf Blankenstein, wozu noch kam, das 1665 der ganze Ort
in Folge einer Feuersbrunst niederbrannte und wegen der Armut der
Bewohner, die sich mit Wollweberei und Klein Eisenherstellung
beschäftigte, allerorts milde Gaben für den Wiederaufbau gesammelt
werden mussten.
Da es sich aber gezeigt hatte, dass die
Burg Blankenstein in dem jülich-klevischen habe vollgestreite
wiederholt ein Bollwerk des Feindes gewesen war, der sich hier fest
setzte, so ließ der Landherr, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm,
1664 die Burg niederreißen. Nur der viereckige Bergfried und einige
Mauern blieben stehen. In unserer Zeit ist die Burg im Privatbesitz
übergegangen. Der Kaufmann von Stein ließ vor 40 Jahren dort eine
Fabrik von Eisengarn einrichten, dabei aber die Gebäude nicht in dem
nüchternen Fabrikstil sondern als Burganlage aufbauen. Heute ist
dort eine viel besuchte Restauration, wie sich denn Blankenstein als
Ausflugsort sehr entwickelt hat. 1922 hat die Stadt Bochum die Burg
angekauft.
Von Blankenstein erzählt man sich, dass
der Erzbischof Rupprecht von Köln von 1478 - 1480 tief im Verlies
geschmachtet habe, bis zu seinem Tode heimlich gepflegt von
Romeliana, der Tochter des Drosten Johann Stecke von Blankenstein.
Doch ist der Erzbischof auf dem Schlosse Blankenstein bei Marburg an
der Lahn von seinem Gegner, dem Landgrafen von Hessen, in Haft
gehalten worden.
Aber hier gibt es eine Erzählung von
einem verborgenen Schatze. Vor langem Jahren hatte ein Hofbesitzer
in Blankenstein dem Teufel seine Seele verschrieben, wofür ihm
dieser Reichtümer über Reichtümer gab. Die Leute mieten ihn und
seinen Hof,. Zu kommen nur ein frischer Knecht aus dem Bergischen
half ihm in seiner Landwirtschaft. In dessen Brust zog aber bald die
Liebe zu der schönen Roswitha, der einzigen Tochter des Bauern, ein,
und auch Roswitha fand Gefallen an dem lebensfrohen Burschen. Eines
Abends hielt diese um die Hand des Mädchens an, aber der hochmütige
Hofbesitzer wies ihm die Türe. Traurig ging der Geselle fort,
nachdem er Roswitha nochmals ewige Treue geschworen hatte.
Da zog ein Unwetter herauf, und der
junge Mann fand Unterschlupf in einer zerfallenen Waldhütte. Wie
erstaunte er, als er den Vater Roswitha mit einer schweren, eisernen
Kiste herauskommen sah. Unter einer mächtigen Eiche in der Nähe der
Hütte stellte er sie nieder und dann sprach er: " bewahre sie, bis
ich eine schwarze Ziege als Pfand bringe!" da schlugen Flammen aus
der Erde und zogen die Kiste hinab, ein Blitzstrahl traf den Bauern
und warf ihn zu Boden. Erschrocken eilte der Bursche durch das
Unwetter von der Stätte des Grauens fort.
Er fand bald eine Stellung als Jäger
bei dem Grafen von der Mark. Nach etlichen Jahren hielt dieser mit
vielen anderen Rittern bei Blankenstein die Jagd ab. Da gedachte der
Jäger, Roswitha trotz der Drohung ihres Vaters zu besuchen. Nach
einem herzlichen Wiedersehen erzählte ihm seine Braut, dass man
damals ihren Vater tot im Walde aufgefunden habe und sie jetzt
mutterseelen allein sei. Die Leute sahen sie mit Verachtung an, weil
es im Hause nicht geheuer sei. Aber der Bursche tröstete sie und
bat, sie möchte einen schwarzen Ziegenbock besorgen. Mit diesem
begab er sich in den Wald, band das Tier an die Eiche und rief:
"Hier ist das Pfand, gib die Kiste her!" Augenblicklich schlugen
wieder die Flammen aus der Erde, rissen den Ziegenbock hinab und
hoben die eiserne Lade empor. Schnell schaffte er sie zu Roswitha.
Als die Kiste geöffnet wurde, fanden sie eine solche Menge von Gold
und edlem Gestein, dass sie nicht aus dem verwundern herauskamen.
Roswitha und der Jäger aber reichten sich bald die Hand zum
glücklichen Ehebunde.
Unterhalb Blankensteins liegt auf der
rechten Ruhrseite das früher wildromantische Rauendahl, von dem es
heißt, das es im Herbst und im Winter etwas Schauerliches an sich
habe und sich dort zur Abendzeit Hexen und Gespenster sehen ließen.
Früher habe hier die Burg Rauendahl gestanden. Weil diese aber die
Gegend unsicher machten, sei sie vom Grafen Eberhard von der Mark
1288 so gründlich zerstört worden, dass kein Stein auf dem anderen
geblieben sei. Nur bei niedrigem Wasserstand der Ruhe sind noch
Überreste der Mauern zu sehen, ebenso Stufen einer Steintreppe, die
ins Wasser führen. Man sagt aber auch, hier sei in uralter Zeit eine
altgermanische Opferstätte gewesen, und Veleda, die berühmte Seherin
des Brukterervolkes, habe in Rauendahl in einem Turme gewohnt und
dem Volker ihre Orakelsprüche mitteilen lassen. Wie dem auch sei,
etwas Wahres steckt darin.
Als man nämlich 1803 eine
Kohlenniederlage im Rauendahl errichtete, stieß man beim baue der
Mauern auf eine Grabstätte mit Urnen, Gerätschaften und Knochen. Das
Oberbergamt nahm die Entdeckung unter seinen Schutz und ließ den f,
mit Knochen gefüllte Urnen, Tierknochen, verrostete Eisenteile von
Waffen und Pferdegeschirren, Steinmesser, eine silberne Schale,
sowie einen mit keltischen Runen gezeichneten großen Stein in ein
Museum bringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist damals hier eine
Grabstätte des Sugambrervolkes aufgedeckt worden.
Und nun weiter. Ein paar Jahre später
fand man unter einem verfaulten Eichbaume das Haupt eines
Götzenbildes, aus einem fremdländischen Stein gehauen. Dasselbe war
28 cm hoch und das gut erhaltene Gesicht 13 cm breit. Das Götzenbild
soll vom Pfarrer Ueltjesfort dem rheinischen Museum in Bonn
geschenkt worden sein. Die durch gelehrte angestellte Untersuchung
ergab, dass es sich um ein Bild des Götzen Krodo handelte, der ja an
verschiedenen Orten von den alten Deutschen verehrt wurde. Berichte
heißt es:"Die Lage des Ortes, wo jener Kopf gefunden wurde, war ganz
dazu geeignet, hier insgeheim die religiöse Weihe der Väter zu üben.
Es war ein mäßiger Hügel, von der Landseite geschützt durch Sumpf
und undurchdringliches Dickicht verwachsener Sträucher. Nur vom Ufer
der Ruhr führte ein schmaler Pfad hinauf." um das Schauerliche des
Ortes zu erhöhen, leitet man auch den Namen Rauendahl von "rotes
Tal" ab, wegen des hier vergossenen Opferblutes. Manche nehmen auch
an, daß christliche Priester den heidnischen Altar zerstört und hier
eine Kapelle erbaut haben, von der die Ruinen herrühren.
Der erwähnte Kopf des Götzen Krodu
befindet sich nicht mehr im rheinischen Museum; ist also jedenfalls
nicht bis dort gelangt. Oder man hat nach Prüfung desselben
gefunden, dass man sich mit der Annahme, ein germanisches Götzenbild
vor sich zu sehen, getäuscht hat. In Dorows " Denkmäler deutscher
Vorzeit" befinden sich vier Abbildungen desselben. Bei genauer
Betrachtung kommt man zu dem Schlusse, dass es ein mächtiger
Christuskopf ist. Diesem waren wohl Dornen und Heiligenschein aus
vergoldeten Bronzeteilen eingesetzt, welche Einbrecher reizte, den
Kopf aus einem Riesenkruzifix der Umgegend zu stehlen. Nach
Entfernung der vergoldeten Teile haben die Räuber dann enttäuscht
den Kopf verscharrt.
In der Nähe dieser Mauern lag an der
Ruhr eine Kornmühle. In derselben spukte es, und kein Müllergeselle
mochte hier arbeiten. Aber endlich nahm ein beherzter Bursche den
Dienst auf. Der Müller warnte ihn, die Mühle nachts laufen zu
lassen, aber der Geselle kannte keine Furcht. Mit einem scharfen
Messer in der Hand sah er der Geisterstunde entgegen. Schlag 12 Uhr
öffnet sich die Tür, und eine menschengroße Katze mit erhobenen
Tatzen schleicht herein. Aber ebenso schnell hat der Bursche sein
Messer gezückt und die Tatze abgeschlagen. Der Geselle hebt die
Katze auf und bemerkt zu seinem Erstaunen eine menschliche Hand mit
einem Trauring am Finger. In der Morgenfrühe zeigt er sie seinem
Meister. Dieser erkennt sie als die Hand seiner Frau und sinkt vom
Schlage getroffen tot zu Boden. Der Geselle aber macht dem Gericht
Anzeige, wer das Gespenst gewesen sei. Die Müllers Frau wird leicht
überführt und ist dann als Hexe verbrannt worden.
|