Haus Kemnade in Hattingen-Blankenstein

An der Kemnade 10

Haus Kemnade bei Wikipedia

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Unterhalb Herbedes erbreitet sich das Tal der Ruhr, und diese fließt wie ein Silberband durch grüne Wiesen und Weiden. Die sie begleitenden Höhen tragen verschiedenen Charakter, während links das Bergische Land ziemlich steil anstieg und mit Wald geschmückt ist, grüßen von der rechten Seite sanftgewellte Hügel des ardai herüber, auf denen sich inmitten lachender Fluren Dörfchen und Einzelgehöfte erheben, so fließt der Fluss durch die uralte,schon um 900 vorkommende Bauerschaft Stiepel an

Haus Kemnade

vorüber. Allerdings lag dies ursprünglich dicht an der Ruhr, die auch früher an den Bergischen Höhen vorbei floss, sodass Kemnade sich am rechten Ufer befand. Aber bei einer gewaltigen Hochflut im Jahre 1486 grub sich der Fluss ein neues Bett wäre es heute hat. Der alte Lauf ist noch deutlich neben der Eisenbahn an den mit Rohr und Schilf bewachsenen Tümpeln zu sehen.
Die Geschichte des Hauses Kemnade ist aufs engste verknüpft mit der von Stiepel, wohin Kemnade gehörte. Urkundlich kommt Stiepel bereits um 900 in dem Lehnsverzeichnis der Abtei Werden vor. Weiter bekannt wird die Gegend dann als Besitz der Grafen von Lippe, in deren Händen auch die Gerichtsbarkeit der Freiherrlichkeit Stiebel lag. Im Jahre 1008 erhält die Gräfin Imma von Stiepel wahrscheinlich die Witwe eines Gaugrafen von Kaiser Heinrich II. Die Erlaubnis auf luftige Höhe ein Kirchlein zu bauen. Daneben lag das alte Burghaus der Herren von Stiepel, nach den drei aufgerichteten spitzen Pfählen im Wappen benannt. Imma aber erbaute sich im Tale an der Ruhr ein festes Haus als Witwensitz, das Kaminate (Frauenhaus) genannt wurde, woraus im Laufe der Zeit Kemnade entstand. Als dann 1115 das Geschlecht derer von Stiepel ausstarb, gelangten die von Kemnade auch in den Besitz des Stammgutes.

Kemnade fiel um 1300 als Heiratsgut an Heinrich von Dücker. Der letzte dieses Geschlechts war Wennemar, Herr zu Kemnade, Stiepel und Bruch. Seine Tochter war mit Dietrich von Romberg vermählt, und so kam diese Familie auf Haus Kemnade. Die Belehnung mit demselben und mit der Gerichtsbarkeit durch den Grafen Bernhard VIII. von Lippe geschah am 18.Mai 1410. Aber die Ehe Dietrichs von Romberg blieb ohne männliche Erben. Deshalb verlobte er seine siebenjährige Tochter mit dem 8 jährigen Hermann von der Reck. In dem Vertrage war die Klausel enthalten, das falls die Braut vor der Hochzeit sterbe, der Bräutigam gegen Zahlung von 600 Goldgulden das Haus Kemnade erwerben könne. Dieser Fall trat ein und Hermann von der Reck wurde 1414 Besitzer von Kemnade.

Er war bereits vor dem Kauf im heiligen Lande gewesen, hatte in gläubigem Sinn die Stätten besucht, wo der Heiland gelebt hatte und war auch zum Ritter geschlagen worden. Der dritte der Herren von der Reck, Adrian, war ebenfalls in Palästina und nannte sich "Ritter von Jerusalem". Er war fromm, lebte meist im Kloster der Dominikaner in Dortmund und von dort auch seine Grabstätte. Unter Kord von der Reck, der ein sehr gelehrter Mann gewesen sein soll, brannte am Osterfeste 1589 Haus Kemnade bis auf die Grundmauern ab. Zwar begann sein Sohn wieder mit dem Neubau, aber die Hauptgebäude wurden erst 1663 und die Wirtschaftsgebäude erst ab 1704 fertig. Mit diesem Wennemar von der Reck starb die Linie im Mannesstamme aus, und seine älteste Tochter Sybilla brachte 1647 die Freiherrlichkeit Stiepel und Haus Kemnade an ihren Gemahl Johann Georg von Syberg, der bereits zu Lebzeiten seines Schwiegervaters vom Grafen von der Lippe damit belehnt worden war. Im Besitze dieser Familie ist Kemnade bis in unsere Zeit geblieben. Erwähnung verdient, das noch 1776 die hohe Gerichtsbarkeit über Hals und Haupt vom Freigericht Stiepel ausgeübt wurde, indem der Herr von Syberg zu Kemnade einen Mörder hängen ließ. 1847 starb der letzte dieses Geschlechtes von Syberg kinderlos, und Kemnade fiel an den Gemahl seiner Schwester, den Freiherren von Bertswordt-Wallrabe auf Haus Weitmar bei Bochum. Die Familie hat das Gut 1921 an die Stadt Bochum verkauft, die Weiden für  Wassergewinnungszwecke ausnutzt.

Haus Kemnade ist eine Wasserburg mit zum Teil ausgefüllten Gräben. Das Hauptgebäude ist vierflügelig, neben der Tür befindet sich eine lange in Stein eingegrabene Inschrift in lateinischer Sprache über dem Neubau von Kemnade in den Jahren 1662 bis 1704. Am großen Turm zum Garten hin finden sich die Familienwappen von Syberg-Reck. Bedeutende Schätze aber birgt das Gebäude im Inneren: Zwei Kamine, die als Meisterwerke der Renaissance gelten. Der größere, den W ennemar von der Reck zum Andenken an seine Eltern erbauen ließ  zeigt an einem auf säulen ruhenden Fries eine Reihe kunstvoll in Stein ausgeführter Wappen, zwischen ihnen Isaak's Opferung, darüber das von der Reck-Quad'sche Wappen. Daneben allegorische Figuren: Justiz, Baukunst, Musik und Astronomie darstellend. Der kleinere Kamin, aus Stein und Stuck hergestellt, zeigt Bekrönungen mit Figurenschmuck, Darstellungen des Sündenfalls, der Vertreibung aus dem Paradiese und des Brudermords; der Fries trägt einige Wappen. Weiter sind von Interesse eine kunstvoll geschnitzte Decke mit Wappen und Bildern der Gestirne eine prachtvolle Treppe mit Figuren und gedrehten Säulen. 

In dem von dem Hügel herabblickenden Kirchlein von Stiepel befand sich früher ein wundertätiges Marienbild und an dem uralten Hofe neben der Kirche das sogenannte "hillge Püttken", das noch heute fließt. Der Sage nach soll der heilige Ludgerus das Wasser dieser Quelle bei der Taufe der bekehrten Sachsen benutzt haben.

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