Blick zur Henrichshütte in Hattingen-Welper

Werkstraße 31-33

die Hütte bei Wikipedia

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Ruheabwärts vom Rauendahl kommen wir in eine Gegend hochentwickelter Industrie. Es ist die Henrichshütte, deren Rauch über dem Tale lagert. Dem Haupteingang gegenüber, hingelehnt am Bergeshang, erblicken wir ein altes Patrizierhaus, welches in die lärmende Umgebung gar nicht hineinpasst:

Haus Bruch

oder Broik. Es wird bereits 1217 als ein fester Rittersitz der Herren von Broik genannt. Hervorgegangen aus dem Mark Genossen in Welver holthausen, hatten sie das Ritteramt inne. Das gab ihnen eine bevorzugte Stellung, und so erbauten sie sich im Bruchgelände der Ruhr ein festes Haus, nachdem sie den Namen annahmen. Dasselbe erhielt dicke Mauern, einen festen Bergfried, Wassergräben und eine Fallbrücke. Die wehrhafte Wasserburg war fertig. Ihre Besitzer aber, die früheren Markenrichter, traten in märkische Dienste und waren bald ritterliche Burgmannen auf Blankenstein. Ihre Stammburg ward-blankensteinisches Lehen.

Haus Bruch war ein begehrtes Burglehen, mit dem nicht geringe Einkünfte sich verbanden. Der Herr von Bruch führte den Vorsitz im Gericht der Herrlichkeit Bruch, zu der die Dörfer Welper, Holthausen, Elfringhausen, Winz, Baak, Linden und Dahlhausen ganz oder doch teilweise gehörten. Nach dem Aussterben der Broicher ging nach 1300 das Gut an die märkischen Dienstmannen auf Burg Blankenstein die von Vittinghoff aus der Altendorfer Linie über, von denen es Katharina von fittinghoff zu Anfang des 15. Jahrhunderts ihrem Gatten Wennemar von Dücker aus Stiepel als Heiratsgut in die Ehe mitgebrachte. In zweiter Ehe bekam es 1454 der Burgmann Wennemar von Heiden, der auf Blankenstein saß. Diese stammten aus dem Münsterlande und liebten ritterlichen Glanz und Prunk, die nun auf Bruch einzogen. Die alte Burg wurde niedergelegt und neu aufgebaut, und so hat sie als Wasserburg bis in unsere Tage den Stürmen der Zeit trotz geboten. Allerdings sind im Laufe der Jahre einzelne Teile zerfallen und niedergelegt worden. Der bedeutendste aus diesem Geschlechte war der Freiherr Friedrich von Heiden, bekannt durch seinen Reichtum und seine diplomatische Gewandtheit, weshalb er auch im Auftrage des großen Kuchen Fürsten an den Friedensverhandlungen teilnahm, welche dem 30-Jährigen ein Ende machten.

Der Reichtum, den die Herren von Bruch besaßen, wussten sie in geschickter Weise für die Erweiterung ihres Besitzes zu verwenden. Sie liegen ihren Lehnsherren den Grafen von der Mark und später auch den Kurfürsten von Brandenburg geldsummen und erhielten von diesen als Pfand größere Rittersitze. So umfasste ihre Besitz im Anfange des 18. Jahrhunderts die Herrlichkeiten Bruch, Rahde, Kliff und die Rittersitze Sünchbruch, Lichtenförde, Wildenberg, Kruidenburg, Schwarzenstein und Oedental. Ihr Reichtum war weithin bekannt, aber ebenso bekannt war auch ihr prunkhaftes Auftreten. Zwei Beispiele: 1694 fährt der Herr von Heiden mit sechs braunen Kutschpferden nach Aachen, eine weitere Anzahl Kutschpferde folgte. Um einen besonders schönen Diamantring für seine Frau zu kaufen, versetzte der Herr von Bruch einen Gutshof.

So kann man sich nicht wundern, wenn der gewaltige Reichtum, der so fest gegründet schien, zusammenschmolz. Allmählich häuften sich die Schulden, und es begann der Verfall. 1736 wurde das verschuldete gut an den Grafen von Byland zu Holte abgetreten. Von diesem kam es bald in verschiedene Hände, an den Kammerherren von Raesfeld, an die Freiherren von düngelen und 1789 an die Familie sombert aus elberfeld. 1850 kaufte es der Graf von der Recke-Volmerstein für 40.000 Taler, und von diesem erwarb es 1853 der Graf Otto und Stolberg-Wernigerode, der auf dem Gelände an der Ruhr eine Eisenhütte anlegte, die er nach seinem Bruder Heinrich benannte. Diese Henrichshütte ging 1872 an die Union AG für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie in Dortmund über, von der sie die Firma Henschel und Sohn im Jahre 1904 erwarb. Sie verlegten dann schon bald den Hauptbetrieb, der Lokomotiv-, Schiffs- und Maschinenbau umfasst, nach hier.

Von dem stolzen Besitz der Herrlichkeit Bruch schaut heute nur noch das Herrenhaus, das zu Wohnungen für Fabrikbeamte benutzt wird, in ernster Ruhe auf das hastende treiben zu seinen Füßen. An die alte Zeit erinnert ein Torbogen aus der früheren Burgkapelle, der neben dem Eingang des Hauses steht. Dort liest man eine verwitterte Inschrift:

"Wer auf Gott vertrwet, hat wohl gebawet."

F.F.V.H.H.Z.B.V.R.V.C.G.V.W.

Anno M D C L II Friedrich, Freiherr von Heiden, Herr zu Bruch, von Rahde, von C...., G...., von Wildenburg 1652.

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