
Ruheabwärts vom Rauendahl kommen wir in
eine Gegend hochentwickelter Industrie. Es ist die Henrichshütte,
deren Rauch über dem Tale lagert. Dem Haupteingang gegenüber,
hingelehnt am Bergeshang, erblicken wir ein altes Patrizierhaus,
welches in die lärmende Umgebung gar nicht hineinpasst:
Haus Bruch
oder Broik. Es wird bereits 1217 als
ein fester Rittersitz der Herren von Broik genannt. Hervorgegangen
aus dem Mark Genossen in Welver holthausen, hatten sie das Ritteramt
inne. Das gab ihnen eine bevorzugte Stellung, und so erbauten sie
sich im Bruchgelände der Ruhr ein festes Haus, nachdem sie den Namen
annahmen. Dasselbe erhielt dicke Mauern, einen festen Bergfried,
Wassergräben und eine Fallbrücke. Die wehrhafte Wasserburg war
fertig. Ihre Besitzer aber, die früheren Markenrichter, traten in
märkische Dienste und waren bald ritterliche Burgmannen auf
Blankenstein. Ihre Stammburg ward-blankensteinisches Lehen.
Haus Bruch war ein begehrtes Burglehen,
mit dem nicht geringe Einkünfte sich verbanden. Der Herr von Bruch
führte den Vorsitz im Gericht der Herrlichkeit Bruch, zu der die
Dörfer Welper, Holthausen, Elfringhausen, Winz, Baak, Linden und
Dahlhausen ganz oder doch teilweise gehörten. Nach dem Aussterben
der Broicher ging nach 1300 das Gut an die märkischen Dienstmannen
auf Burg Blankenstein die von Vittinghoff aus der Altendorfer Linie
über, von denen es Katharina von fittinghoff zu Anfang des 15.
Jahrhunderts ihrem Gatten Wennemar von Dücker aus Stiepel als
Heiratsgut in die Ehe mitgebrachte. In zweiter Ehe bekam es 1454 der
Burgmann Wennemar von Heiden, der auf Blankenstein saß. Diese
stammten aus dem Münsterlande und liebten ritterlichen Glanz und
Prunk, die nun auf Bruch einzogen. Die alte Burg wurde niedergelegt
und neu aufgebaut, und so hat sie als Wasserburg bis in unsere Tage
den Stürmen der Zeit trotz geboten. Allerdings sind im Laufe der
Jahre einzelne Teile zerfallen und niedergelegt worden. Der
bedeutendste aus diesem Geschlechte war der Freiherr Friedrich von
Heiden, bekannt durch seinen Reichtum und seine diplomatische
Gewandtheit, weshalb er auch im Auftrage des großen Kuchen Fürsten
an den Friedensverhandlungen teilnahm, welche dem 30-Jährigen ein
Ende machten.
Der Reichtum, den die Herren von Bruch
besaßen, wussten sie in geschickter Weise für die Erweiterung ihres
Besitzes zu verwenden. Sie liegen ihren Lehnsherren den Grafen von
der Mark und später auch den Kurfürsten von Brandenburg geldsummen
und erhielten von diesen als Pfand größere Rittersitze. So umfasste
ihre Besitz im Anfange des 18. Jahrhunderts die Herrlichkeiten
Bruch, Rahde, Kliff und die Rittersitze Sünchbruch, Lichtenförde,
Wildenberg, Kruidenburg, Schwarzenstein und Oedental. Ihr Reichtum
war weithin bekannt, aber ebenso bekannt war auch ihr prunkhaftes
Auftreten. Zwei Beispiele: 1694 fährt der Herr von Heiden mit sechs
braunen Kutschpferden nach Aachen, eine weitere Anzahl Kutschpferde
folgte. Um einen besonders schönen Diamantring für seine Frau zu
kaufen, versetzte der Herr von Bruch einen Gutshof.
So kann man sich nicht wundern, wenn
der gewaltige Reichtum, der so fest gegründet schien,
zusammenschmolz. Allmählich häuften sich die Schulden, und es begann
der Verfall. 1736 wurde das verschuldete gut an den Grafen von
Byland zu Holte abgetreten. Von diesem kam es bald in verschiedene
Hände, an den Kammerherren von Raesfeld, an die Freiherren von
düngelen und 1789 an die Familie sombert aus elberfeld. 1850 kaufte
es der Graf von der Recke-Volmerstein für 40.000 Taler, und von
diesem erwarb es 1853 der Graf Otto und Stolberg-Wernigerode, der
auf dem Gelände an der Ruhr eine Eisenhütte anlegte, die er nach
seinem Bruder Heinrich benannte. Diese Henrichshütte ging 1872 an
die Union AG für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie in Dortmund
über, von der sie die Firma Henschel und Sohn im Jahre 1904 erwarb.
Sie verlegten dann schon bald den Hauptbetrieb, der Lokomotiv-,
Schiffs- und Maschinenbau umfasst, nach hier.
Von dem stolzen Besitz der Herrlichkeit
Bruch schaut heute nur noch das Herrenhaus, das zu Wohnungen für
Fabrikbeamte benutzt wird, in ernster Ruhe auf das hastende treiben
zu seinen Füßen. An die alte Zeit erinnert ein Torbogen aus der
früheren Burgkapelle, der neben dem Eingang des Hauses steht. Dort
liest man eine verwitterte Inschrift:
"Wer auf Gott vertrwet, hat wohl
gebawet."
F.F.V.H.H.Z.B.V.R.V.C.G.V.W.
Anno M D C L II Friedrich, Freiherr von
Heiden, Herr zu Bruch, von Rahde, von C...., G...., von Wildenburg
1652. |