Ruhrschleuse und Kornmühle in Hattingen-Winz-Baak

Schleusenstraße

die Schleuse bei Wikipedia

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Wie bereits gesagt wurde, übte das Schultheißenamt über Hattingen der Besitzer der vor den Toren liegenden Burg, jetzigen

Ruine Klyft

aus. Dieselbe erhebt sich einer schroffen Felsenklippe, von welcher sie auch den Namen trägt. Dieser von der Natur bevorzugte Platz trug schon in der frühesten Zeit ein stolzes Herrenhaus, zudem auch die jenseits des Ufers liegende Mühle gehörte. Im 13. Jahrhundert finden wir die von Weite, für sich zum Klyff benannten. Ihr Einfluss über die bäuerlichen Grundsitzer wuchs, als der Graf von der Mark, dessen Mühle durch das Eis der Ruhr zerstört worden war, mit dem Herrn von Klyff einen Vertrag schloss, der dahinging, dass der Graf auf die Wedererbauung seiner Mühle verzichtete und dafür die Hälfte Mahlgeldes aus der Klyffer Mühle erhielt. In Urkunden erscheint zuerst 1251 ein Ritter Johannes auf Klyff, dessen festes Haus eine Burg genannt wird. Bald überträgt auch der Abt von Deutz in "Klyffern" das Schultheißenamt über die Hattinger Höfe des Klosters. Friedrich von Weite verrechnet 1270 mit dem Abte die rückständigen Pachtabgaben und verpflichtet sich, das Schultheißenamt nicht ohne Zustimmung das Klosters zu verkaufen. Als dann 1329 die Herren von Klyff den Rittern von Hattneggen die Gerichtsbarkeit über die dortige Markgenossenschaft abkauften, da war ihre angesehene Stellung noch mehr gefestigt.

Als ritterliche Dienstmannen finden wir sie nun in den vielen Kriegen und Fehden der märkischen Grafen. Bekannt wurde Johann von Weite zum Klyff, der für den Grafen Engelbert III. In Dortmund 60 Mark Rente erhebt und überhaupt zu den Vertrauten des Grafen gehört. An der Schlichtung der großen Dortmunder Fehde 1389 und an der Herbeiführung eines Vergleichs hat er hervorragenden Anteil. Die 14000 Gulden, die er bei dieser Gelegenheit für den Grafen von den Dortmundern herausschlägt, erfreuten diesen so sehr, dass er dem Vermittler ein Geschenk von 40 Gulden anbot. Johann von Weite, der keine Kinder hatte, vermachte den Rittersitz seinem Neffen Konrad von Overhus, genannt Lebbing. 1497 folgten auf Klyff die von Krickenbeck, genannt Spoir, welche dort 100 Jahre saßen und dann 1513 das Gut an die von Luitzenroidt verkauften. Diese bauten die Burg aus, so dass sie "in vollem Flor" stand. Zwischen den Luitzenroidts, die katholisch waren, und den Bewohnern der Stadt Hattingen, kam es dieserhald zu hartnäckigen Zwistigkeiten.

In den folgenden Jahren ging die Burg Klyff durch verschiedene Hände. Der Grund ist leicht zu erraten. Auch die Herren von Klyff brauchten für ihr nobles Leben, das damals zum "guten Ton" gehörte, Geld und immer wieder Geld. So wurde ein Hof nach dem anderen verpfändet oder verkauft, bis auch der Ritter Sitz selbst an die Reihe kam. 1640 bekam ihn Arnold von Elberfeld auf Haus Herbede durch Heirat mit der Witwe Wilhelms von Luitzenroidt; von ihm kaufte ihn Johann Dietrich von Syberg, der auf Kemnade saß. Er erhielt vom großen Kurfürsten, dem er eine Summe Geldes gab, die bürgerliche und Strafgerichtsbarkeit, die sich auf das Gut Klyff mit den Nebenhöfen und den alten Reichshof Hattingen erstreckte, ausgenommen "die Urteile in Malefizsachen so Leib und Leben betreffen." Für diese war das brandenburgische Gericht in Kleve zuständig. Der Sohn Johanns von Syberg war im Zweikampf mit seinem Schwager gefallen und so kam Klyff durch Heirat mit der Witwe an Johann von der Reck. 1688 kauften es die von der Heiden, die auf Haus Bruch wohnten.

Nun sah Klyff wieder frohe und lustige Tage; denn die neuen Besitzer liebten die Freude. Da man es sich leisten konnte, so wurde die Burg von Grund auf renoviert. Auch der Verwalter oder Rentmeister erhielt ein neues Haus in der Nähe der alten Ruhrbrücke. Mehrere Generationen hindurch war dieses Amt in der Familie Wallbaum erblich gewesen, und so heißt das Haus, welches als einziges die Stürme der Zeit überdauert hat, heute noch Haus Wallbaum. Auf Klyff und Bruch folgte ein frohes Fest dem andern, ist auch hier die Geldknappheit eintrat. Zum großen Teil trugen an der Verarmung die Burgfrauen ihre Schuld. Von einer derselben, einer Freifrau Dorothea Lowisa Clamor von dem Busche-Neuenberg, erzählt der Volksmund folgende Begebenheit:

Mit ihrer Freundin stand sie auf dem Söller und zeigte dieser den reichen Besitz im weiten Umkreise. Dabei sagte sie stolz, dass der Reichtum von Klyff so fest gegründet sei, dass er wohl nie zu Ende gehen würde. Ihre Freundin verwies ihr die vermessenen Worte und erinnerte an die wechselnden Launen der Glücksgöttin. Aber in ihrem Übermute zog Dorothea einen kostbaren Ring vom Finger, warf ihn in die Ruhr und rief: " So gewisslich als dieser Ring nie mehr in meine Hand kommt, so sicher steht das Glück von Klyff"! Aber siehe nach einer Woche brachte die Köchin den Ring ihrer Herrin. Sie hatte ihn im Magen eines Fisches gefunden. Erschrocken erinnerte sich die Burgherrin ihrer Worte. Aber es war zu spät.

Mit Glück und Reichtum der Klyffer war es bald zu Ende. 1750 erwerben die von Aussen die Burg, ihnen folgte der Freiherr von König. Im 19. Jahrhundert reiten sich an die von Düngelen, Berswordt-Wallrabe, Bölling und Weygand. 1877 wurde Klyff aus der Reihe der Rittergutssitze gestrichen. Völlig verwahrlost ging es in den Besitz der Familie Birschel-Hattingen über, die dort große Mühlengebäude anlegte.
Nur wenige Mauerreste sind erhalten. An der Bahnhofstraße steht ein alter Torbogen mit der Inschrift: "...mehr tadlers als künstlers. Ferd. Sigis. Wenem. Freih. von Heiden." Der jetzt verschüttete Springbrunnen ließ folgende Worte lesen:

Duximus in montem vicino ex flumine fontem.
(Das Wasser des nahen Flusses leiten wir auf den Berg).

Vielleicht hat der damalige Besitzer von Haus Kliff neben dem rauen Kriegshandwerk auch Zeit gefunden, sich mit den schönen Künsten zu beschäftigen oder er hat sich den Hexameter von seinem Schlosskaplan dichten lassen.

 

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