Haus Witten in Witten

Ruhrstraße 86

Haus Witten bei Wikipedia

< previous - zurück

vor - next >

nächste Seite - next page vorherige Seite - previous page

Die Industriestadt Witten selbst ist hervorgegangen aus dem alten Hof Witten, an den noch heute die Bezeichnung an der Burg erinnert. Wer diesen anlegte und zuerst bewohnte, ist nicht nachweisbar. Wahrscheinlich war es Kaiser Karl der Große, der hier an der Ruhr, über welche seit der ältesten Zeit eine Fähre ging, einen befestigten Punkt anzulegen für geraten fand. So bestand dann auch stets die Ansicht, daß Witten ein Reichshof sei und besonderer Freiheiten sich erfreue. Ausdrücklich bestätigt dies 1506 der Rat der Stadt Dortmund "dat de Hofof toe Witten sye een Frye Ryckes Hoaff und de Luide darin geboren und hörig, syn". Doch tritt Witten urkundlich erst 1016 hervor. Bischof Meinwerk von Paderborn, der auf dem Rückweg von Elten am Niederrhein den alten Hellweg benutzte, kam bei dieser Gelegenheit nach Witten, wo er in Gegenwart der Grafen Amulung, Gerbert und Thiadrik mit einem Gewissen Godebold einen Vergleich über einen strittiges Gut schloss. Dessen Nachkommen haben diesen Oberhof, zu dem eine Anzahl kleinerer Höfe gehörte, weiter an die Ruhr verlegt und dort ist dann das alte

Haus Berge oder Witten

entstanden, nachdem sich die Besitzer, die Edelherren von Witten benannten. So konnte die Straße über die Ruhe auch besser verteidigt werden. Mit dem Hause Berge, das ich auf einem 16 Meter hohen Felsen an der Ruhr erhebt, waren nicht weniger als 20 Rittersitze und 6 Mannlehnen verbunden, alles zum Zwecke, den Ruhrübergang zu decken.

Als erstes Mitglied dieser adligen Familie von Witten tritt 1248 ein Eberhard von Witten auf, den der Abt zu Werden als Burgmann von Neu-Isenberg bei Rellinghausen bestellt. In der Folge kommen die von Witten recht oft in Urkunden vor, besonders in ihrem Verhältnis zum Landesherren, dem Grafen von der Mark, so allein zweimal 1345 und 1391 bei einem Vergleich der letzteren mit der Stadt Dortmund. An Fehde und Streit werden sie auch wohl beteiligt gewesen sein; denn 1407 wird Hermann von Witten vom Bischof von Münster gefangen und 1438 sein Sohn von den Dortmundern. Der letzte aus diesem Geschlecht, dass zwei anspringende Löwen im Wappen führte, war Rotger von Witten, der zwei Töchter hinterließ. Katharina, die älteste, vermählte sich 1481 mit Dietrich Staël von Holstein zum Hardenstein und brachte diesem als Heiratsgut die Herrschaft und das Gericht zu Witten mit.

Da aber diese Ehe ohne männliche Nachkommen blieb, so fiel mit der Vermählung der Erbin Beatrix Staël von Holstein zu Witten sämtliche Güter an deren Gemahl Heinrich von Brempt vom Hause Vlasrad im Herzogtum Geldern. Derselbe ward 1516 von Kaiser Maximilian "um der getreuen Dienste Willen, welche er und seine Vorfahren Kaiser und Reich geleistet, mit dem Gericht Witten und Zubehör" sowie einer Anzahl von Mannlehen belehnt. Über 100 Jahre saßen die von Brempt auf dem Hause Witten, in steten Streitigkeiten mit der Familie von Stammheim auf Haus Krengeldanz, die als Rechtsnachfolgerin einer Nebenlinie Ansprüche auf die Herrlichkeit Witten stellte. Der letzte von Brempt Lubert starb 1650 und nun kam Witten an dessen Schwiegersohn Gerd von der Reck auf Haus Scheppen bei Werden. Diese Linie hielt die Herrschaft bis 1747, in welchem Jahr sie mit dem Tode Gerhards von der Reck, der königlich preußischer Kammerherr und Landdrost der Grafschaft Mark war, einging. In dem ausbrechenden Erbstreite kommen endlich die von Schirp in den Besitz der Reichsgüter und der Gerichtsbarkeit, während die Privatgüter an die Familie von Mirbach kamen. Als dann 1770 ein Fräulein von Schirp den Freiherrn von Ritz heiratete, kam die Herrschaft Witten an dieses Geschlecht, von dem 1815 der Kaufmann Friedrich Lohmann zu Rahlenbeck bei Schwelm das feste aber verfallene Haus Berge erstand und es zu einer Fabrik umgestaltete, ohne aber dem äußeren Ansehen der alten Burg Abbruch zu tun. Der frühere Schlossgarten ward in einen herrlichen Park verwandelt.

Der Inhaber der Herrschaft Witten war gleichzeitig Gerichtsherr. Das Gericht Witten hatte einen Umfang von 2 Stunden und gehörte zu den fünf freien Gerichten der Grafschaft Mark: Witten, Herbede, Stiepel, Horst und Mengede. Die Appellation ging von hier nach der Reichsstadt Dortmund. Jeder Besitzer der Herrschaft Witten versäumte nicht, vom Kaiser die Belehnung damit zu erhalten, Streitigkeiten führte. Doch hatte der Richter zu Witten bei dem geringen Umfang seines Bezirks nur wenig zu tun, weshalb man nicht selten den benachbarten Richtern zu Hagen und Herdecke die Schlichtung der Streitigkeiten übertrug, wozu auch hauptsächlich Sparsamkeitsrücksichten zwangen. Nach dem Bestellungsbriefe für den letzten Landrichter Bölling, der in Bochum wohnte sollte dieser erhalten: "alle Gerichtsgebühren für Erteilung der Hochzeiten, auf den Jahrmärkten von dem Landesherrschaft von dem herrschaftlichen Standgeld 1 Stüber, die Hälfte der jährlich einkommenden Strafen, und als Lehnrichter alle Akzidentien, die einem Richter von dieser Bedienung zuflossen." Die Befugnisse des Richters schwanden von Jahrhundert zu Jahrhundert, und wenn wir im 16. Jahrhundert noch ein "Gericht über Hals und Haupt" haben, so hat das Gericht Witten im 18. Jahrhundert nur noch die niedrige Gerichtsbarkeit. 1823 wurde Witten dem Gericht Bochum unterstellt.

Aus dem ursprünglichen Reichshofe hatte sich im Laufe der Zeit das Dorf Witten entwickelt, das infolge seiner bevorzugten Lage und einer Ruhrfähre deren Einnahmen allerdings Haus Berge zuflossen, schon bald ein lebhaften Verkehr aufwies. Schon früh finden wir Wochenmärkte und drei Jahrmärkte, zu denen sich Bewohner der Umgegend einfanden. Die Fähre wurde durch eine Brücke ersetzt, die schon im 15 Jahrhundert bestand, aber in Kriegszeiten zerstört worden war. Das gab der Stadt Hattingen Anlass gegen den Wiederaufbau derselben zu protestieren, womit sie auch lange Zeit Erfolg hatte. Erst 1675 wurde sie wieder hergestellt. Auch wegen der Märkte entstand ein Streit mit Hattingen der 1718 vom Könige dahin geschlichtet wurde, dass beide Orte dieselben behalten sollten.

1559 wütete in Witten die Pest; der spanisch-niederländische Krieg am Ende dieses Jahrhunderts brachte Streif- und Plünderungszüge fremder Völker, die 1599 das Dorf völlig ausbrannten, im 30-jährigen Kriege kam neues Elend, im  klevischen Erbfolgestreite lagen lothringische Truppen in Witten und steckten trotz eines Schutzbriefes Haus Berge in Brand. In dem Reichskriege 1672 - 1679, in dem der Große Kurfürst als Landesherr der Mark auf der Seite des Kaisers stand, rächten sich die Franzosen durch Einquartierungen in der Grafschaft. Der in den ersten drei Kriegsjahren angerichtete Schaden belief sich für das Gericht Witten auf 14728 Reichstaler. 1729 legte ein heftiger Brand 12 Häuser, darunter das Pfarrhaus, in Asche. Die folgenden schlesischen Kriege brachten eine Stockung von Handel und Verkehr und der siebenjährige Krieg auch schwere Kriegslasten seitens der Franzosen, die sich in den Jahren 1806/07 wiederholten. Was das Kirchwesen angeht, so wird schon 1269 Witten ein Kirchdorf genannt, dessen Kirche dem heiligen Dionysius geweiht war. Daneben befanden sich zwei Vikarien.

Die Kirche gehörte zum Dekanate Wattenscheid, doch scheint im 13- und 14. Jahrhundert der Dechant in Witten gewohnt zu haben, wie denn 1294 "Everhardus decanus christianitatis in Withene" eine Urkunde über die Erbpacht eines Gutes in Bergheim besiegelt und 1316 der Dechant Conrad von Witten vom Erzbischof von Köln beauftragt wird, über den Grafen Dietrich von Limburg wegen fortgesetzter Bedrückung des Klosters zu Essen den Kirchenbann auszusprechen. Das Patronat über die Kirche besaßen die Besitzer von Hausberge, die mit denen von Kregeldanz und Steinhausen auch in derselben ihre Erbbegräbnisstätten hatten. Das Bild der Gottesmutter auf dem Marienaltar stand im Mittelalter in dem Rufe eines Gnadenbildnisses, zu dem man wallfahrte. Auch wurde an diesem Altar 1422 eine geistliche Bruderschaft gestiftet, der hoch und niedrig angehörte. 1582 war nach einer Aufzeichnung im kirchlichen Lagerbuch die Einführung der Reformation zum Abschluss gelangt.

1814 wurde Witten der neuen Provinz Westfalen zugeteilt und gehörte zum Kreise Bochum seit 1825 ist der Ort als Stadt anerkannt und führt seit 1883 das alte Wappen derer von Witten mit der Mauerkrone im Siegel. 1898 schied Witten aus dem Verbunde des Kreises Bochum aus und bildete seit dieser Zeit einen eigenen Stadtkreis. Hatte Witten 1818 erst 1610 Einwohner seit in den 50er Jahren eine Anzahl Eisenhütten und Gießereien entstanden, sehr schnell, so dass die Stadt heute 46198 Einwohner zählt.

Lenhäuser, A.. Klöster, Burgen und feste Häuser an der Ruhr. Von Hohensyburg bis zur Ruhrmündung. Essen 1924

Kreis- und Stadt-Handbücher des Westfälischen Heimatbundes:
Kreis Ennepe-Ruhr - Stadt Hagen

Startseite

info@hoeckmann.de

Impressum/Disclaimer Sitemap

27.12.22 © Höckmann

www.ruhr-projekt.de