
Der Fluss macht jetzt
wieder eine seiner vielen durch die Felsen bedingten Krümmungen und
fließt dem alten
Haus Herbede
zu. Die Bauerschaft (villa)
Herbede wird schon 851 erwähnt. Das Kloster Corvey an der Weser
hatte vom fränkischen Kaiser Ludwig dem Frommen die Reliquien des
heiligen Vitus zum Geschenk erhalten. Diese wurden bei der
Übertragung vom Kloster St. Denys in Frankreich nach Deutschland an
den Orten der Rast zur Verehrung ausgestellt. Von allen Seiten
strömte gläubiges Volk herbei, um den Heiligen zu verehren. Darun
ter war auch eine Frau aus "Heribbediu", welche auf die Fürbitte des
heiligen Vitus die Gesundheit wiedererlangte. Damals stieß bei
Herbede der alte Gau Hatterun an die Ruhr. Das Kloster zu Werden
hatte schon um 900 hier Besitzungen. Doch setzt die zuverlässige
Geschichte des Ortes erst 1020. Damals schenkte Kaiser Heinrich II.
das Herrschaftsgut "Herbete" im Westfalengau, dass er von einem
Eckehard erhalten hatte, dem Frauenkloster Kaufungen in Hessen. Die
dem heiligen Vitus geweihte Kirche zu "Herrebedde", deren
Pfarreinkünfte sich auf vier Mark beliefen, besaß 1207 die Abtei zu
Deutz.
Das Kloster zu Kaufungen belehnte mit der Vogtei über den Hof zu
Herbede den Grafen Friedrich von Isenberg, der auch Vogt über Essen
und Werden war. Es dürfte bekannt sein, dass dieser in Streit mit
dem Erzbischof Engelbert von Köln geriet und diesen 1225 ermordete.
Infolgedessen ging die Vogtei an den aufstrebenden Grafen Adolf III.
von der Mark über, welcher sich die Isenburg'schen Güter anzueignen
wusste. Die Vogtei über Herbede vergab er an seinen Lehnsmann Arnold
von Didinghofen, womit die Äbtissin zu Kaufungen einverstanden war.
Der Sohn des Isenbergers, Dietrich von Limburg, erhob zwar noch bis
1245 Ansprüche auf Herbede, aber ohne Erfolg. Die Didinghofen
besaßen gleichzeitig das Haus Herbede, zudem 58 Erben oder Kotten
gehörten. Als im Anfange des 14. Jahrhunderts ein Ritter Burchard
von Elversfeld, der Burgmann auf Blankenstein war, sich mit der
Erbtochter von Didinghofen vermählte, kam Herbede als freies Lehen
1311 an diesen. Zwei Jahre später kaufte er das Gericht Herbede als
freies Stück für 619 Mark vom Grafen Engelbert III. von der Mark.
Die von Elverfeld entstanden einer Patricia Familie von Köln und
waren in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit dem Hofe zu
Elberfeld belehnt worden, wonach sie sich dann benannten. Die
Familie verbreitete sich bald nach der Ruhrgegend, wo sie mehrere
Güter besaß. Die von Elberfeld blieben die Besitzer des Hauses
Herbede bis 1885, in welchem Jahre der Freiherr von Rheinbaben zu
Schwerte es erwarb.
Herbede gehörte zu den
fünf freien Gerichten der alten Grafschaft Mark. Der Freistuhl stand
"vor der bruggen" (Brücke) . Die Appellation ging zur Freigrafschaft
Bochum und später zur krummen freien Grafschaft der Grafen von
Limburg. Das Gericht wurde anfänglich unter dem Tiebaume, später in
einem Hause an der Brücke abgehalten. Neben diesen bestand das
Hofgericht des Reichshofes Herbede. 1559 entstanden zwischen Konrad
von Elversfeld und seinen Hofesleuten Streitigkeiten über das
Verhältnis der kleineren Höfe zum Haus Herbede, wobei nachgewiesen
wurde, das erstere von alters her Reichshofleute und nicht
vollschuldig eigene Leute waren.
Bei Haus Herbede führt
seit alter Zeit eine Brücke über die Ruhr, die zuerst 1387 in
Urkunden vorkommt. Erst in jüngster Zeit ist die hölzerne Brücke
durch eine feste steinerne ersetzt worden. Aus der Geschichte des
Ortes ist sonst wenig Wichtiges zu erwähnen. Am 21. April 1548
brannte das Dorf nieder; um 1600 wurde die Reformation eingeführt,
1606 wird eine Schule erwähnt, 1651 lagerten hier lothringische
Truppen, wovon der Lothringenberg den Namen hat. 1677 versuchte der
Herr von Elverfeld für Herbede ein Wochenmarkt zu bekommen, musste
aber, weil Hattingen und Witten mit Vorlegung ihrer Freiheitsbriefe
protestierten, davon Abstand nehmen. Im siebenjährigen Kriege hatte
der Ort viel von französischen Truppendurchmärschen zu leiden, und
1758 wurde auf Haus Herbede ein französisches Lazarett für 300
Kranke eingerichtet, das aber nur eine Woche bestand.
Das Haus Herbede stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es ist ein mit
Befestigungsmauern und Gräben umzogenes Gebäude von zwei
Stockwerken. Im Hof befindet sich ein Treppenturm und ein
interessantes, quergeteiltes fünfteiliges Fenster, von Säulen
eingefasst, mit einem Fries, der Inschrift, Wappen und allegorische
Figuren zeigt. Das rundbogige Portal trägt die Zahl 1563, der Kamin
in der Küche 1568.
Lenhäuser, A.. Klöster, Burgen und feste Häuser an der Ruhr. Von Hohensyburg bis zur Ruhrmündung. Essen 1924
Kreis- und
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