Burgruine Altendorf in Essen

Burgstraße 2

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Nach dieser Abschweifung setzen wir unsere Burgenfahrt fort. Ruhr nähert sich der märkischen Grenze. Da erhebt sich inmitten waldiger Hügel auf steilen Felsen die alte

Burg Horst

Schon im 9. Jahrhundert treffen wir auf Höfe in "Hurst", wovon das Stift essen Einkünfte hatte, auch das Stift Werden war dort reich begütert. Der Rittersitz ist wahrscheinlich aus dem Hofe Horstmann hervorgegangen, der dem Oberhofe Eickenscheid bei Steele gehörte. Ein Zweig dieser Essener Ministerialfamilie ließ sich dort nieder und nannte sich dann von Horst. Bereits 1166 kommt in einer Urkunde des Stiftes Maria ad Gradus in Köln ein Thidoricus de Horst vor und im folgenden Jahrhundert finden wir die Ritter von der Horst in recht ansehnlichen Stellungen: 1280 ist Heinrich von Horst Drost des Grafen von Berg, 1285 nennt er sich mit seinem Bruder hugo Ministerialer des Stiftes Essen, dann haben Glieder der Familie das Marschallamt inne, und andere stehen in hohen kirchlichen Würden an Domkirchen und geistlichen Stiftern.

Aber das hinderte die Herren von der Horst nicht, sich nach der Sitte der Zeit sich gelegentlich als Strauchritter zu betätigen und reisende Kaufleute du überfallen. Von Interesse in dieser Beziehung eine Urkunde vom Jahre 1319. In derselben verpflichten sich drei Brüder von der Horst, keinen Straßenraub auf ihre Stammburg zu bringen. Als streitbares Geschlecht beteiligen sie sich mit ihrem Landesherren, dem Grafen von der Mark, an der großen Dortmunder Fehde. Dieser Gelegenheit wurde Ritter Hugo 1389 gefangen und musste sich gegen ein Lösegeld von 800 Goldschilden (Goldmünze) wieder freikaufen.

Im Jahre 1400 stirbt Hugo von der Horst ohne männliche Erben. Sein Bruder Goswin scheint an dem väterlichen Erbe, das vielleicht verschuldet sein mag, keine Freude gehabt zu haben; denn er verkauft den Familiensitz an Dietrich von Vaerst, der ein Verwandter von ihm war. Goswin selbst leg den alten Namen ab, nennt sicheinem andern Gute seines Hauses von Hombergk und behält nur das väterliche Wappen mit den drei Pferdepramen. 

Auch die neuen Besitzer der Burg, die einem alt-westfälischen Rittergeschlecht entstammten, waren gewichtige Leute. 1457 war Bernd von Vaerst Drost des Stiftes Essen und Amtmann zu Kaiserswerth. In einer Fehde mit der Stadt Körbicke hatte er das Unglück, gefangen zu werden. Die Bürger schätzten seine Person so hoch ein,  dass er zur Erlangung der Freiheit die Burg Horst versetzen musste, die sein Bruder wieder einlöste. Der letzterer nur eine Tochter hatte, die mit Johann von der Reck auf Haus Kemnade vermählt war, so übertrug er diesem den Besitz und zog selbst 1462 auf die Spillenburgs-Mühle bei Steele. Aber schon 1483 verkaufte von der Reck Haus Horst an die Familie von Schüren. Diese ente aus den Niederlanden, wo ihr Stammschloss, das an einem Rheinarme lag, von den Fluten des Stromes verschlungen worden war. Der bedeutendste aus diesem Geschlecht war Everd von Schüren, der um 1561 die Herrlichkeit horst besaß und in einer großen Anzahl Urkunden, besonders des Stiftes Essen, vorkommt. 1640 verkauft hugo von schüren zu Horst, der mit der erbtochter des Rittergutes portendieck vermählt war, das in Kriegsläusten stark heruntergekommene Haus Horst, von dem sich einzelne Höfe schon frei gemacht hatten, an Alexander von Velen-Raesfeldt. 

Dieser konnte das Gut aber auch nicht halten, und er fand einen Käufer in Johann von Reede, der Burg Horst 1663 für 26 000 Taler erstanden. Aber schon 1674 wurde sie durch den vormund der minderjährigen Kinder von Reede an Jobst Diedrich Freiherr zu Wendt abgegeben, in dessen Familie Haus Horst noch heute ist. Besitzerin ist die Freifrau von Wendt-Ansembourg.

Nach den Ruinen zu urteilen, muss die Burg von beträchtlichem Umfang gewesen sein. Erhalten ist nur die alte Kapelle, die einen neuen Dachreiter hat und als Wohnhaus dient. Die Umfassungsmauern des Burghofs mit den Resten zweier Türme sind noch zu sehen, dagegen sind die inneren Burghäuser verschwunden. Der Baustil weißt auf das 14. Jahrhundert hin. Vor der Burg stand früher uralte Gerichtseiche.

In den alten Urkunden wird Horst stets eine "Hoch- und Herrlichkeit" genannt, womit ohne Zweifel die besonderen Vorrechte, Freiheit von Reichssteuern und Schatzungen und die Gerichtsbarkeit innerhalb eines gewissen Bezirkes ausgedrückt werden sollen. Dieses "Halsgericht höherer und niederer Jurisdiktion" finden wir nur bei reichsunmittelbaren Ständen und Städten. Horst dörte zu den fünf freien Gerichten der Grafschaft Mark, und die Berufung von hier an den Freistuhl zu Bochum. Über die Ausübung des Gerichts erzählt man sich manche schaurige Geschichte. In dem Keller der alten Burg befindet sich eine geheime tmTreppe, die durch einen schweren Stein verschlossen ist. Sie führt zu einem finsteren Gang, der sich unter der Ruhr hinzieht. Dort steht ein mächtiger Hautklotz, an den ein altes, verrostetes Beil lehnt. Hier haben früher Stuhlherr und Schöfimen der heiligen Feme ihres Amtes gewaltet.

Etwas Wahres scheint an dieser Geschichte zu sein. Landrichter Rautert aus Hattingen hat vor 100 Jahren den Stein heben lassen und darunter auch die Treppe gefunden, die durch ein Gewölbe in die Tiefe führte. Als die Luft von außen bis hierherdrang, mussten die weiteren Untersuchungen aufgegeben werden, da das Gewölbe einstürzte. In Wirklichkeit wird dieser Gang wohl die Bewohner in Zeiten der Not ins Freie gebracht haben.

Am Eingange der Burg Horst sieht man einen einfachen Grabstein am Wege stehen, der die Worte trägt:
Anno 1707 zwischen dem 4 und 5 Mai in der Nacht zwischen 11 und 12 Uhr ist der ehr- und achtbare, der baukunst wohlerfahrene Meister Conrad Fischer auf diesem Platz durch Reinhard Cop und seine Mitcameraten jämmerlich ermordet worden.

Diese Inschrift hat Anlass zu folgender Erzählung gegeben: Auf der Burg Horst lebte früher ein reicher und mächtiger Herr. Er hielt eine große Dienerschaft. Unter den Mägden war die hübsche Gertrud die fleißigste. Um ihre Gunst bewarben sich viele Burschen. Sie aber liebte den jungen Pferdeknecht ihres Herrn Reinhard Cop, den der Graf als kleines Bettlerkind von der Straße mitgebracht hatte. Beide hofften, bald ein Paar zu werden. Aber durch böse Kameraden verleitet, beteiligte sich Reinhard an Diebereien seiner Freunde. Seiner Braut brachte er goldene Ringe und  Armbänder mit und schenkte ihr seidene Kleider und bunte Tücher, an denen oft noch Blut klebte. Betroffen bat und beschwor Gertrud ihren Geliebten, von seinem schlechten Tun zu lassen. Aber vergebens. Eines Tages war dem Grafen eine mit Edelsteinen besetzte goldene Zhr gestohlen. Reinhard kam in den Verdacht  der Dieb zu sein, und sein Schicksal voraussehend, flüchtete er. Bald traf er seine Genossen und zog mit diesen raubend im Lande umher.

Lange Jahre trauerte Gertrud um ihn, dann reichte sie einem braven Zimmermann die Hand zum Ehebunde. Wo bewohnten in der Nähe des Schlosses ein Häuschen und lebten glücklich und zufrieden. Als Gertrud eines Tages allein im Zimmer saß, trat ein feiner Herr zu ihr herein. Erstaunt erkannte sie in demselben Reinhard Cop. Dieser beschwor sie, mit ihm zu gehen,  sie solle ein sorgenfreies Leben haben. Aber Gertrud schrie um Hilfe. Es eilten Knechte herbei, Reinhard wurde gefangen und ins Burgverlies geworfen.

Da erschien Abend des zweiten Tages am Schlosstor ein Bote, der einen Brief des Grafen von Hardenberg überbringen wollte. Als man ihn öffnete, drangen 60 bewaffnete Räuber aus dem Gebüsch, erschlugen den Wächter, drangen in die Burg und befreiten den Gefangenen. Auf den Lärm war die Dienerschaft hinzugekommen, und auch Konrad Fischer half, die Bande zu verjagen. Als Reinhard Cop ihn erblickte, stürzte er auf ihn zu und erschoss ihn mit seiner Pistole. Dann gelang es den Räubern sich durchzuschlagen. Aber sie sind später doch vom Schicksal ereilt worden und am Galgen gestorben.

Dem ermordeten Konrad Fischer ließ der Graf einen Leichenstein setzen. Gertrud folgte ihrem Gatten bald im Tode nach. In stillen, mondhellen Nächten aber sitzen beide auf dem Leichenstein, und Gertrud wischt ihre Manne das Blut ab, das seinem Herzen entquillt. Dann erscheint auch Reinhard Cop, in glühendes Eisen gehüllt. Sobald er aber die beiden sieht, unter Rauch und Schwefel in die Erde.

Von besonderem Interesse dürfte sein, dass sich neben der Schlucht, die von dem Leichensteine hinab zum Ufer der Ruhr führt,  Reste altgermanischer Ringwälle finden, die von beträchtlichem Umfange sind. Wir haben es eine sogenannten "Fliehburg" des Brukterervolkes zu tun, die im Dickicht der Wälder weniger zu Verteidigungszwecken als zur Unterkunft von Vieh in Kriegszeiten angelegt worden war. Sie stammt vielleicht aus dem 5. Oder 6. Jahrhundert. Der Platz ist heute unter dem Namen "Vryburg" bekannt.  

Dem Haus Horst gegenüber, und der Sage nach mit ihm durch einen geheimen Gang verbunden, liegt die letzte der märkischen Burgen an der Ruhr, die

Burg Altendorf.

Als die ersten Besitzer und zweifellos auch Erbauer derselben erscheinen die von "Aldendorp", von denen 1166 ein Ritter Wenemar Zeuge in einer Urkunde bei der Schlichtung des Zehntstreites der Bewohner dieser Gegend mit dem Kloster Maria ad Gradus in Köln erscheint. Die Ritter von Altendorf waren ein Zweig der uralten Stift Essen'schen Ministerialenfamilie von Eickenscheidt bei Steele und mit den Herren von der Horst blutsverwandt. Auch sie führen im Wappenschilde drei Pferdepramen, die wir heute im Siegel der Gemeinde Altendorf sehen. Die Herren von Altendorf waren ein ehrgeiziges Geschlecht und strebten nach Ruhm und kriegerischen Taten. So finden wir sie unter den Dienstmannen des Essener Hochstifts und im Gefolge der Grafen von der Mark, denen sie treu ergeben sind. Wo die märkischen Grafen in Fehde sind, sei es mit Köln oder Dortmund, immer treffen wir auch auf die Altendorfer Ritter. Der bedeutendste aus dieser Familie war Adolf von Altendorf, der auch an den Verhandlungen des Stiftes Essen mit dem König Rudolf von Habsburg wegen der Besetzung der Vogtei teilnimmt. Seinen Bemühungen ist es zum großen Teil zu verdanken, dass das Stift 1282 den Grafen Eberhard von der Mark Vogt bekommt. Zum Danke für den guten Abschluss der Verhandlungen erhält Adolf von der Mark vom Könige eine jährliche Rente von zwei Mark "de summa kuningscoph" (Königsschutz). Es war dies eine Abgabe, welche die geistlichen Stifter an das Reich zahlten für den Schutz, den der Kaiser ihnen als Schirmherr gegenüber den Anmaßungen mächtiger Großen gewährte.

Im 14 Jahrhundert finden wir die Herren von Altendorf in hohen Ehrenstellen bei dem Grafen von der Mark, als Besitzer des Drostenamtes des Stiftes Essen und als Kanoniker der Essener Münsterkirche und der hohen "Thurmkerke" zu Münster. Aber dieses Hervortreten im öffentlichen Leben war auch in der damaligen Zeit schon kostspielig, und die Edelinge von Altendorf gebrauchten, um ihrer Stellung gemäß auftreten zu können, Geld und immer wieder Geld. So mussten denn aus dem reichen Güterbesitz des Hauses nach und nach kleinere und größere Höfe verkauft oder verpfändet werden. 1364 ging der Zehnte, den sie von den in der Umgegend liegenden Gütern des Maria ad Gradus- Stiftes für kriegerischen Schutz erheben durften, verloren; sechs verkaufte Wenemar von Altendorf das Große-Hausmannsgut in Dumberg an Eberhard von der Leythe, der es 1378 an Heinrich von Vittinghoff weitergab;  1368 endlich versetzte Goswin von Altendorf seine Güter in Dahlhausen an seinen Schwager Arnold den Schelen, der auf Haus Vittinghoff bei Rellinghausen saß.

Dieser scheint den verschuldeten Ritterbesitz, nachdem er die Geschwister seiner Frau mit Geld abgefunden hatte, im Jahre 1383 übernommen zu haben, denn wir finden jetzt dort die von Vittinghoff. Sie nennen sich Schell von Altendorf und wohnen hier durch vier Generationen, immer treue Freundschaft mit Reilinghausen haltend. Das "freiwelltliche Damenstift" zu Reilinghausen wusste denn in "gräulichen" Kriegsgefahren für seine wichtigen Urkunden keinen besseren Unterbringungsort als auf dem festen Hause Altendorf, und auch die Äbtissinnen des Essener Hochstifts weilten zur Sommerzeit in diesem schönen Schlosse, wo sie mehrmals Hof hielten. Der bedeutendste Vertreter der Herren von Altendorf war Christoffer von Vittinghoff-Schell, der im Kriegsdienste es sogar bis zum General bei Ihrer Römischen Majestät in Ungarn gebracht hat. Nach dem Schlachtenlärm kehrte er reich an Ruhm und Ehre, aber auch an großer Beute zurück, um auf dem Schlosse seiner Väter sein bewegtes Leben zu beschließen. Er ließ es von Grund auf neu erbauen und hielt als angesehener und weitbekannter Herr ein großes Haus. Er starb 1564 und hinterließ nur einen Sohn mit Namen Arnold.

Bekannt geworden durch seine die Stiftsdamen zu Rellinghausen stark belastende Aussage über die Hexenverfolgungen ...... "es seien in kurzen Jahren viele Personen der Zauberei halber hingerichtet ... Die Jungfern wollten etwas zu starke Justitie haben, was ein gefährlich Werk sei, daß sie nicht verständen".... Als sein früherer Dienstmann, Johann Walney, ihn beleidigt hatte, drang er kurzer Hand mit  seinen Knechten in dessen Hof, der zu Bredeney im Gebiete des Abtes von Werden lag, ein und nahm Wallney gefangen mit zu seiner Burg. Auf das inständige Bitten der Frau des Gefangenen "Alß seyn hochbetrübtes Weibßbildt mit höchstem Herzeleitt" hörte er nicht, als der Abt ihm wegen Raubüberfalls in sein Gebiet mit Klage drohte, ließ er sich bewegen, den Wallney frei zu geben. Im Jahre 1606 starben Arnold von Vittinghoff zu Altendorf und sein Sohn Melchior, womit dieses Geschlecht erlosch.

Die Witwe Melchiors ehelichte schon bald Wilhelm von Ketteler zu Nesselrode und brachte diesem das schöne Schloss zu. In weiblicher Erbfolge kam Altendorf dann als Heiratsgut an die von Mangelmann zu Lürich, von diesen 1650 an Bernhard Mumm von Schwarzenstein. Nachdem die Burg vorübergehend an die von Lützelradt und später an die von Syberg verpfändet gewesen war, erstanden in der zweiten Hälfte des 18 Jahrhundert die Herren von Wendt zu Hardenberg, welche auch Haus Horst besaßen, die dem Verfall zugehende Burg Altendorf. Nach und nach aber wurden die zur Burg gehöringen Ländereien verkauft, die Burg selbst verfiel, die Steine brauchte man zum Hausbau, und das wenige, was von dem einst so  stolzen Rittersitze übrig geblieben war, die Ruine und acht Morgen Land, kaufte 1852 die Gemeinde Altendorf, welche daauf eine Schule erbaute.

Die Ruine Altendorf lässt recht gut einen Schluss auf die ganze Burganlage zu. Die Ringmauern sind deutlich erkennbar. Der trutzig dreinschauende Bergfried von quadratischer Gestalt, aus schweren Ruhrkohlensandsteinen in vier Geschossen aufgebaut, im Innern neben einer Kaminanlage mit Rauchabzug, Fensternischen, Rippenbögen und einen hübsch gemauerten Treppenaufgang. Er diente zu Wohnzwecken und hatte zur Verteidigung eine Mauerwehr. Gespräch  und Efeu gaben ihm ein romantisches Aussehen. Etwas abseits erblickt die Überreste der Vorburg mit  lisenenartigen Gliederungen im oberen Geschoss, einem runden Eckturme und schweren Kellergewölben. Das Einfahrtstor zeigt Reste von Schießscharten, ebenso deutet der gut erkennbare, wenn auch jetzt zugeschüttete Graben auf die kriegerische Bereitschaft der Burg.

Über die Burg Altendorf und deren Umgebung sind im Munde der ortsansässigen Bevölkerung eine Anzahl Sagen vorhanden, von welchen der Dichter Müller von Königswinter einige in Reime gebracht hat. Er hatte den Stoff dazu von seinem Freunde, dem Maler Mintrop, erhalten, dessen Vater aus Altendorf stammte. So befand sich in dem erwähnten, unter der Ruhr zur Burg Horst führenden Gange die sogenannte "eiserne Jungfrau". Es war dies das Bild einer schönen Jungfrau, das auf einer Falltür stand, die einen tiefen Brunnenschacht abschloß. Wer sich bei Burgherrn unbeliebt  gemacht hatte, erhielt von diesem eine dringende Einladung, ihn zu besuchen. Leistete er Folge, so wurde ihm bedeutet, dass er das Schloss nur nach dem " Jungfernkuss" verlassen dürfe. Aber dann öffnete sich die Falltür und der Unglückliche  für immer. Auch der Besitzer eines schönen Hofes, nach dem der Ritter von Altendorf die Hand ausstreckte, hatte eine solche Einladung erhalten. Der Förster, der ihm dieselbe nacht hatte, sagte, ehe er ging:"Schlüter! Schlüter!" Dieser verstand die Warnung, flüchtete und hielt sich verborgen, bis der Schlossherr gestorben war. - In kurzer Entfernung von der Burg vernahm man früheren Jahren oft dass Läuten eines Glöckleins, was Veranlassung gegeben hat, auf diesem Grundstück die katholische Kirche zu errichten. - An einem waldigen Anhange nach Niederwenigern erblickt man sieben für "Hünengräber" gehaltene Erdaufschüttungen, unter denen ein König mit sechs Getreuen schlummern soll.

"Und wenn der Wind durch die Wipfel saust,
Vernimmst du ein seltsames Klingen,
Wie Schildesprallen, wie Schwerterschlag
So hörst du die Wächter singen."

Im "Dörnken" aber wohnte der gute Zwerg Fickfack, der gern den Menschen half, wenn sie ihn darum baten. Am folgenden Morgen lag dann die Gabe vor der Bergspalte, in welcher der Kleine wohnte. Nie blieb eine Bitte unerfüllt, für eine Kindtaufe brachte er die Windeln, den Frauen und Mädchen schenkte er Spinnräder, dem Bauer schaffte er Pferdegeschirre und hämmerte zerbrochene Pflüge wieder zurecht, Kindern brachte er Spielzeug mannigfaltiger Art und die Familien versorgte er mit Kleidung und Schuhen. Da wollten sich die Altendorfer ihrem Wohltäter dankbar erweisen und im festlichen Zuge zogen sie zu den Berge und legten ein schönes Samtkleid für Fickfack dorthin. Aber dieser, er freut über das prächtige Kleidungsstück, wollte nun nicht mehr die Arbeit die Menschen tun, und wie diese auch baten, der Zwerg blieb taub für sie. Was man auch an die Bergspalte legte, der Zwerg arbeitete nicht mehr. Die Dörfler nun vor den Berg zogen und fragten, warum Meister Fickfack ihnen nicht mehr helfen wolle, da rief er: " Die Arbeit ist aus; denn ich bin jetzt ein Junker!"

Die Ruhr fließt weiter durch das breite Tal, welches von Anreicherungsgräben zur Wasserversorgung für das nördliche Industriegebiet durchzogen ist. Im Grunde der Ruhrweiden liegt ein geräumiger Gutshof. In früherer Zeit stand hier die Wasserburg Holtey, deren Besitzer gefürchtete Raubritter waren. Besonders hatten sie es auf das naheliegende Stift Essen abgesehen, dessen hmHöfe sie heimsuchten. Schon 1316 hatte Papst Johann XXII. Den Abt von Werden angewiesen, der Äbtissin beizustehen, und im folgenden Jahre hatte Papst Klemens V. den Ritter Theodor von Holtey mit seinem Sohn wegen dieser Überfälle in den Bann getan. Des half; denn wir hören seit dieser Zeit nichts mehr von dem "Raubritter" Holtey. 1319 verpflichtete er sich mit seinen Brüdern, keinen Straßenraub mehr auf die Stammburg Horst zu bringen. Mit seinem Sohne, der wahrscheinlich sein Besitztum dem Kloster werden vermachte, starb das Geschlecht aus. In der Folge erscheint Holtey im Lehensverzeichnis dieses Klosters und kommt 1481 an "Johann Schell, selbst. Arndt Schelen Sohn tho Aldendorp." Die von Altendorf hatten auf dem Gute einen Pächter. Als dann in der napleonischen Zeit die Höfe sich loskauften, kam Holtey in den freien Besitz des Aufsitzers.

Von den Weiden in der Holtey geht eine Spukgeschichte. Ein Schäfer kehrte spät abends von einer Festlichkeit nach dem Hofe zurück. Als er durch die Ruhrwiesen geht, hüpft ein kleines Flämmchen vor ihm her und versperrt ihm an einem Bahnübergang den Weg. Der Schäfer, ein wenig erschreckt, macht das Zeichen des heiligen Kreuzes. Da hört er ein Stimmchen bittend flehen: " oh Taufe mich, ich bin das Kind einer Magd, die mich ungetauft getötet hat!" mitleidig greift der Schäfer in das klare Wasser des Baches und tauft das Kind, dann zum Himmel schwebte und als heller Stern herableuchtet. Während aber der Mann noch voller Staunen da steht, und gibt ihm eine Menge anderer Flämmchen, die alle nach der Taufe verlangen. Er willfahrt ihren Bitten, bis der Morgen graut und alle zu Sternen geworden sind. Seitdem ist der Spuk dort  verschwunden.

Unterhalb Holtey stellt sich der Ruhr die hohe, steile Felswand des Kevelohbergs hemmend in den Weg und zwingt den Fluss zu einer großen Biegung. Von diesem Berge erzählt man folgende Geschichte: Als der Kevelohbauer sich des Sonntags zur Kirche begeben hatte, drangen plötzlich Hunderte von Zwergen in sein Haus, wo die junge Frau an der Wiege kleinen Töchterchens saß. Sie schleppten die Frau aus dem Haus in die Schluchten und Höhlen des Berges hinein. Plötzlich sah sie sich in einem weiten, hellerleuchteten Saale. Dort stand der Zwergenkönig weinend der Bahre seiner Gattin. Er bat und beschwor die junge Frau, an seinem Kinde Mutterstelle zu vertreten; er wollte es ihr reichlich lohnen. Lange sträubte sich diese; endlich aber gab sie den dringenden Bitten nach. Sieben lange Jahre ersetzte sie dem Zwergenprinzen die Mutter und drängte das Weh zurück, das sie nach dem eigenen Kinde zog. Da gab man sie frei und führte sie auf die Oberwelt zurück. Aber als sie ihr altes Heim betrat, da schaltete und wartete  im Hause längst eine andere Frau, und keiner der Ihrigen er kannte sie wieder; nur der treue Karo sprang zu ihr hinauf. Erstaunt hörte das ganze Dorf die Geschichte von dem Aufenthalt bei den Zwergen. Nur noch zwei Monate lebte sie; dann bettete man sie in die Erde zur ewigen Ruhe. 

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27.12.22 © Höckmann

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