
Kupferdreh gegenüber
liegt dicht am Ruhrufer auf einem bewaldeten Bergkamme das
Haus Heisingen
nach dem ältesten Orte
an der unteren Ruhr benannt. Unter "silva heissi" verstand man die
mit Buschwerk und Gestrüpp bewachsenen Höhen an der Ruhr. Schon 796,
also vor der Gründung des Klosters Werden, hören wir, dass ein
Heinrich von der Ruhr den Priester Liudger seine Rottung in "heissi"
zum Geschenk machte. Aus diesen Schenkungen an das Kloster zu Werden
entwickelte sich nach und nach der Oberhof "Kofeld", der später als
Rittersitz Haus Heisingen genannt wurde und ein Mannlehen des
Klosters war.
Die ersten Besitzer
sind die von Dücker. Im Jahre 1458 kaufte Rupprecht Stahl von
Holstein aus einem alten Rittergeschlecht, das an der Ruhr, im
Bergischen und Klevischen Besitzungen hatte und dessen Zweige bis
nach Schweden und Livland gingen, den Oberhof Kofeld. Der neue
Besitzer begab sich damit in die Dienstmannspflicht der Abtei Werden
und wurde mit dem Hofe belehnt, nachdem die Vorgänger durch
Überreichung von Halmen, Handschlag und Wort auf ihr Anrecht
verzichtet hatten. Der bedeutendste aus der Stael-Holsteinischen
Familie war Robert, ein erfahrener und weltkluger Mann, der in hohem
Ansehen bei dem Schutzvogt des Stiftes Werden, dem Herzog Johann von
Jülich-Kleve-Berg, stand und von diesem mit der Führung der
Amtsmannschaft betraut worden war. Er starb 1503, und auch sein Sohn
Lutter, der ihm folgte, spielt im stiftischen Leben eine große
Rolle. 1512 erhielt er auch den Werdenschen Lehnshof Dahlhausen
wegen Schuldforderungen, die er an die Abtei hatte.
Er hatte einen schweren
Zwist mit dem Abte wegen Besetzung der Stelle an der von seinem
Vater 1493 erbauten Kirche zu Heisingen. Dieselbe war errichtet, um
den Gläubigen im Dorfe den Weg nach dem über eine Stunde entfernten
Werden zu ersparen. Als aber der Pfarrer an der Luciuskirche garwald
eine Beeinträchtigung seiner Einnahmen sah, verlangte er die
Schließung der Kapelle. Lutter von Stael-Holstein, der sich in
seinem Recht befand, weigerte sich, und da er auch den Weisungen des
Abtes nicht nachkam, ward er exkommuniziert. "Er hofft my darum in
de ban Gedanken." Alle Bemühungen, sich vom Banne zu lösen,
scheiterten. Da wandte er sich in einem langen Schreiben an den Vogt
des Stiftes und stellte ihm vor, wie notwendig die Kapelle in
Heisingen sei, indem er auf den langen beschwerlichen Weg zur Pfarre
Werden hinwies und anführte, das bei Hochflut und Eisgang die Ruhr
nicht passiert werden könne und schon viele deshalb ertrunken seien.
Und er hatte Glück; er ward vom Bann gelöst, und in der Kapelle zu
Heisingen konnte wieder Gottesdienst gehalten werden.
Lutters Sohn Heinrich,
der 1535 das Erbe antrat, ward 1540 "myt dem hove tho kofelt indem
syner tobehöringen" belehnt. Er erwarb einige Güter hinzu und starb
1560. Sein Sohn Robert II. war noch minderjährig, und deshalb wurde
sein Vormund Johann von Hugenpoet belehnt. Robert Draht zum
Protestantismus über, welcher Schritt ihn aber nicht hinderte, ein
guter Freund des aus dem 30-Jährigen Kriege bekannten Abtes Hugo
Preutäus zu sein, der ihm auch die Jagdgerechtigkeit in den
Honnschaften links der Ruhr übertrug. Der letzte aus dem Staël von
Holstein'schen Geschlechte auf dem Hause Heisingen war Friedrich
Wilhelm, mit dem die Familie in männlicher Linie 1696 ausstarb.
Seine Schwester Amalie Eleonore, die an Johann Georg Reichsgraf von
Houben verheiratet war, brachte diesem den Rittersitz zu. Aber schon
1709 kaufte ihn der Abt Cölestin von Werden für 23 000 Taler. Er
ließ das verfallene Gebäude wiederherstellen, und seit dieser Zeit
diente Haus Heisingen den Äbten oft als Residenz. Besonders der Abt
Anselm weilte gern auf der stolzen Höhe, von wo man einen herrlichen
Blick in das fruchtbare Ruhrtal hat. Als dieser Akt sich im Jahre
1765, für preußische Truppen Verpflegungsgelder zu zahlen, die König
Friedrich der Große als Stiftsvogt verlangte, wurde er am 29. Januar
durch ein Kommando Grenadiere auf Haus Heisingen verhaftet und so
lange festgehalten, bis er 10 000 Reichsthaler erlegt hatte.
Bei der Aufhebung des
Stiftes Werden wurden die Güter in Heisingen aufgeteilt und an die
Pächter verkauft. Nachdem noch einige Jahre ein Geistlicher und der
Rentmeister Haus Heisingen bewohnt hatten, kauft es 1809 Freiherr
von Diergardt in Viersen für 7000 Reichsthaler. Von diesem ging es
1834 an die Zeche Wasserschneppe und nach Eingehen derselben 1809 in
den Besitz des Kaufmanns Sonnenschein über.
Haus Heisingen bietet
nichts Sehenswertes. Auf dem Dach erheben sich zwei zwiebelartige
Dachreiter von auffallender Größe. Über zwei Türen und einem Kamin
sind lateinische Inschriften erhalten. Der zweistöckige Hauptbau und
die alten Wirtschaftsgebäude sind zu Mietwohnungen eingerichtet
worden.
Zu beiden Seiten der
Ruhr an der rheinisch-westfälischen Grenze, der "Selfkante", hört
man hin und wieder von alten Leuten die Sage vom schwarzen
Hildebrand. Derselbe war ein gräflicher Vogt, der sich dem Teufel
verschrieben hatte. Nicht nur Frauen, denen er den Schmuck von Hals
und Busen riss, zitterten vor ihm, auch die Bauern gingen ihm aus
dem Wege, da er ihnen Püffe und Ohrfeigen gab. Es war eben für ihn
die höchste Freude, andere Menschen zu quälen. Keiner konnte sich
mit ihm messen.
Besonders gefürchtet
war er zur Erntezeit, wo die Bauern dem Grafen zu Hand- und
Spanndiensten verpflichtet waren und jeder einen mehr zu stellen
hatte. Angst und Schrecken befiel die Knechte, wenn sich der
schwarze hmHildebrand als Vormäher zeigte; denn mit ihm Schritt zu
halten, erschien unmöglich. Durch Geschenke, besonders aber durch
ein Leinenhemd suchten sie ihn milde zu stimmen. Aber diesen brauche
wollte sich der junge Knecht eines Bauern nicht fügen. Als aber die
Mähdrescher, begann war Paul dem Hildebrand am nächsten, und dann
schlugen die Sensen ein und Garbe um Garbe fällt. Bald sind die
übrigen Knechte weit zurück, während die beiden schon wieder von
vorn beginnen. Beim dritten Gang kommt Paul sogar vor und
Der
Dunkle schäumt vor Rache und vor Zorn
Erschöpft eilt er zum nahen, kühlen Born,
Er trinkt und trinkt, doch kühlt er nicht die Wut,
Er sinkt und sinkt, dem Mund entströmt das Blut,
Tod lieget auf der schatten'gen Quelle Rand
Der schwarze Hildebrand.
Die Knechte stehen rings um ihn im Kreis
In Furcht erzitternd und vor Schrecken weiß,
Der junge Paul steht hoch und frisch und schlank
Und sagt dem Himmel stille seinen Dank
Rings flüstern sie: "So traf doch Gottes Hand
Den schwarzen Hildebrand!"
(W. Müller von
Königswinter.)
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