Schloss Schellenberg in Essen-Rellinghausen

Schellenbergstraße 120

das Schloss bei Wikipedia

< previous - zurück

vor - next >

nächste Seite - next page vorherige Seite - previous page

Unterhalb der Hexentaufe drängen sich auf der rechten Seite des Flusses hochbewaldete Hügel an diesen heran, und in dem Grün der Bäume sieht man auf der Höhe

Schloss Schellenberg

Das Gut, einst zu den Rittersitzen des Hochstifts Essen gehörig, bitte in den ältesten Zeiten den Namen "aufmerksam Berge" und war im Besitz der Herren von Broich bei Mülheim, von denen es die Familie von der Horst käuflich erwarb. 1313 wurde es von Heinrich von der Horst an Arnold gmvon Kückelsheim, der an der Ruhr verschiedene Besitzungen hatte, wieder veräußert. Dessen Sohn Burchard schloss mit dem Erbvogt Dietrich von Limburg einen Vertrag betreffs Freiheit seiner Güter in Rellinghausen von der Vogtsbede. Durch den Sohn Burchards, Eberhard von Kückelsheim, der nur eine Tochter hinterließ, die 1388 Pilgrim von der Leythen vermählt war, gelangte das Gut auf dem Berge an dieses Haus. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Katharina, Margarete und Dietrich.  Letzterer starb 1456 ohne Kinder. Zwei Jahre zuvor hatte er den Hof an seinen Schwager Johann von dem Vittinghofe, der auf Haus Altendorf saß, abgegeben, nachdem dieser auch die übrigen Güter schon als Pfand lange Zeit besessen hatte. Die Kaufsumme betrug 1100 rheinische Gulden. Bei der Übernahme des Gutes " auf'm Berge" wurde dem neuen Herren von der Fürstäbtissin zu Essen das Drostenamt des Hochstifts übertragen, das bis zur Auflösung des Stiftes in der Familie Vittinghoff sich forterbte. Das Gut aber wurde nun zu einem adeligen Rittersitz und erhielt im Laufe der Zeit nach dem Beinamen der Familie Schell den Namen Schellenberg.

Die Edelherren von dem Vittinghofe, genannt Schell, (siehe Ruine Vittinghoff) schwangen sich bald zu den angesehensten Rittern der nächsten Umgebung empor. Sie gehörten zu den Ministerialen des Essener Fürstentum und hatten bedeutende Einkünfte. Im Stift Rellinghausen übten sie auf ihren Gütern eigene Gerichtsbarkeit aus, und setzten sich so oft im Gegensatz zu dem Stiftskapitel. Der Herr Konrad von Schell aber stützte sich seine Macht, und als 1484 die Stiftsdamen den Befehl erließen, bei Gelegenheit der Wallfahrt die Wege für die Pilger in Ordnung zu bringen, verbot er es seinen Leuten und verjagte auch die Fronen des Stiftsgerichts, die seinen Gütern Abgaben erheben wollten. Auch in der weiteren Stiftsgeschichte treten die von Schell oft sehr herausfordernd auf. In der Reformation gingen sie zur evangelischen Lehre über, wurden aber um 1650 durch den Paderborner Domkantor Wilhelm Franz von Vittinghoff wieder zum alten glauben zurückgeführt. Derselbe kaufte auch 1663 den Schellenberger besitz von der Erbtochter seines älteren Bruders und gab ihm an den jüngeren Bruder Bernhard Melchior, der die Linie auf Schellenberg fortpflanzte. Der jetzige Besitzer hat Schloss Schellenberg an den Katholischen Fürsorgeverein für Frauen, Mädchen und Kinder in Essen verpachtet und wohnt selbst auf Haus Kalbeck im Reichswalde.

Schloss Schellenberg liegt inmitten eines  herrlichen Parks. Der älteste Teil, ein Bergfried mit Anbau und Kapelle, stammt aus dem 14. Jahrhundert, während die Wirtschaftsgebäude im 17. Jahrhundert gebaut wurden. Das Wappen der Vittingshoff, drei goldene Kugeln auf schwarzem Schrägrechtsbalken, ist fast über jeder Tür zu sehen. Im Park ist ein 1674 erbauter Pavillon im Barockstil,  achtseitig mit zwiebelförmiger Dachhaube und Türmchen, sehenswert. Der prächtige Eichenhochwald am Schlosse wurde am 1. Juli 1891 durch einen furchtbaren Wirbelsturm zum großen Teile niedergelegt; doch hat die Neuaufforstung schon eine  bedeutende Höhe erreicht.

Ruine Wittinhoff

lag in einer Entfernung vom Schlosse Schellenberg. Man sieht heute im Kortenbusche bei der Ruine Neu-Isenberg kaum noch einige Trümmer. Vor Zeiten hat dort eine feste Burg gestanden, die von Wassergräben umgeben war und der Stammsitz uralten, westfälischen Adelsgeschlechtes der Vittinghoffs ist. Der Name "Viting" lässt den Schluss zu, dass die Burg vielleicht dem Kloster zu Corvey gehörte, dessen Schutzheiliger St. Vitus war und das in dieser Gegend Besitzungen hatte,  wo die Mönche auf den jährlichen Reisen zu ihren Weinbergen am Rhein ausruhten. 

Die Vittinghoffs erscheinen in Urkunden zuerst 1230. Als dann im 14 Jahrhundert Söhne rheinische Adelsgeschlechter die Heimat verließen, um als Deutschordensritter im fernen Osten Deutschtum und Christentum zu verbreiten, da waren auch unter ihnen solche von Vittinghoff. 1360 war Arnold von dem Vittinghofe Deutsch-Ordensmeister in Livland, als welcher er 26 Jahre das Land verwaltete und Kämpfe gegen Russen und Litauer führte; 1404 wurde Konrad von dem Vittinghofe Deutsch-Ordensmeister. Von ihnen stammen die jetzt noch in den russischen Ostseeprovinzen blühenden Zweige der alten Familie ab. Ihre Anhänglichkeit an den Stammsitz beweisen sie dadurch, dass die jährlich stattfindenden Familientage der Vittinghoffs auch von ihnen besucht werden. 

Im 14. Jahrhundert taucht für die Vittinghoffs der Name "Schell" auf. Ein Mitglied des Geschlechts Arnold liegt nämlich an einem Augenübel, er schielte, weshalb man ihn den "Scheelen" nannte. Möglicherweise hat sich das Schielen durch eine oder zwei Generationen fortgeerbt, sodass der Name " Scheel, Schell" allmählich mit dem der Vittinghoff verbunden wurde und auch den späteren Besitz auf'm Berg in Schellenberg umänderte. 1370 ist Johann von dem Vittinghofe gen. Schell Burgman des Grafen Dietrich von Limburg auf dessen Feste Neu- Isenberg. Der Stammsitz scheint um diese Zeit verfallen gewesen zu sein, und das Geschlecht musste sich umsehen, sich durch eine gute Heirat wieder empor zu arbeiten. Sein Sohn Arnold hatte in dieser Beziehung auch Glück, indem er die Tochter Goswins vom Hause Altendorf ehelichte, die ihm mit ihrer Hand auch diesen alten Rittersitz zubrachte. Arnold von Vittinghoff auf Altendorf, wie er sich nun nannte, hinterließ einen Sohn Johann. Heiratete Katharina von der Leythen, die nach dem Tode ihres kinderlos verstorbenen Bruders dessen Besitzungen in Rellinghausen und mit diesen das Gut auf dem Berge erbte. Ihre Söhne Kordt und Berndt teilten 1477 die väterlichen Güter in der Weise, dass Kordt die Rellinghauser Güter und Berndt die in Altendorf erhielt. Kordt, der mit Beate Stael von Holstein zu Heisingen vermählt war, gilt als Stammvater der späteren Freiherren von Vittinghoff genannt Schell zu Schellenberg.

Auf dem Weiterlaufe durchfließt die Ruhr die alte Grenze zwischen den Völkerstämmen der Sachsen und Franken. Sie deckte sich im wesentlichen mit den Grenzen der Stifter Essen und Werden, wie sie bis 1803 bestand. In Urkunden sowohl als auch im Charakter und der Sprache der Bewohner lässt sich die alte stammesgrenze heute noch ziemlich gut feststellen. So galt im Stift Essen seit altersher sächsisches Recht und bestanden westfälische Freistühle; die Appellation ging später nach Hamm. Im Werdenschen urteilte man nach fränkischem Rechte und appellierte nach Aachen. Bei der kirchlichen Einteilung in Dekanate, die nach den alten Gauen geschah, kam Essen nach Dortmund ( später wurde es selbstständig) und Werden zum Dekanat Neuss. Ähnlich ist es mit der evangelischen Kirche: Rellinghausen gehörte zur märkischen, Werden zur Düsseldorfer Klasse. Und noch heute wir auf altem Stift Essen schon Gebiete die sächsische Einteilung der Gaue in den Bauerschaften, Altenessen, Katernberg, Rotthausen, Schonnebeck, Stoppenberg, Rüttenscheid, Kray, Bergerhausen, Huttrop wieder, während die früheren fränkischen Gebiete die Hohnschafften kannten: Fischlaken, Heidthausen, Schuir, Bredeney, Heisingen.

Aber auch in sprachlicher Beziehung lässt sich gut erkennen, dass in dieser Gegend zwei verschiedene Volksstämme aufeinanderstoßen. In alten Urkunden heißt der erste Oberhof des Stiftes Essen "vehus" (Viehhof), während der Werdensche "fiahuson" geschrieben wird. Noch heute ist die Sprache mit ihren dialektischen Eigentümlichkeiten zwischen Essen und Werden verschieben und jedem Beobachter, der auf den Wanderungen durch dieses schöne Fleckchen Erde sich mit den Bewohnern unterhält, wird der oft rauh klingende, scharfe Dialekt bei Essen gegenüber dem weichen, an den rheinischen Tonfall erinnernden, in und um Werden auffallen. Vielleicht kann er auch den Unterschied im Charakter bei den alteingesessenen Familien wahrnehmen.

In früherer Zeit wird sich auch wohl in dieser Gegend ein Unterschied im Hausbau gezeigt haben. Bekanntlich hatten die Sachsen sämtliche Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dache, während die Franken letztere von dem Wohnhause getrennt anlegten. Unsere Zeit hat die alten Häuser verschwinden lassen; nur stellenweise trifft man noch alte sächsische Bauernhäuser und hinter werden auch solche in fränkischer Bauart.

Im Laufe der Jahrhunderte musste die frühere scharfe Sonderung in Sprache und Lebensgewohnheiten wie sie bei den Stämmen der Sachsen und Franken bestand, sich allmählich verlieren und gegenseitig vermischen.

Die Ruhe verlässt also die alten sächsisch-westfälischen Gaue und tritt in fränkisch-rheinisches Gebiet ein. Der erste Ort, den sie hier berührt, ist das aufblühende Kupferdreh, früher Hinsbeck genannt. Dort lag erstelle, wo der Fluss eine scharfe Biegung, einen "Dreh" macht, ein alter schon 1589 erwähnter Kupferhammer. Die Schiffer, welche hier mit ihren "Ruhraaken" anlegten, um die Ladungen zu übernehmen, nannten den Platz " Kopperdreih", was die Eisenbahndirektion veranlasste, den 1848 errichteten Bahnhof Kupferdreh zu taufen, obwohl die Station in der Gemeinde Hinsbeck lag. Heute erstreckt sich die Bürgermeisterei über die alte Essendische Herrschaft Biefang, die Hardenbergischen Bauernschaften Dilldorf, Rottberg und Voßnacken und die Werdenschen Honnschaften Hinsbeck und Rodberg. Der Deilbach, welcher Kupferdreh durchfließt, bildete wahrscheinlich früher die Grenze zwischen dem Sachsen- und Frankenlande.

Bergbau und Industrie sind es gewesen welche den Aufschwung k
Kupferdrehs veranlasst haben. Von Interesse ist, daß hier Franz Dinnendahl "Mechanikus", 1802 auf Zeche Wohlgemuth seine erste 20zöllige Wasserhaltungsmaschine anlegte und so dem Kohlentiefbau statt des Stollenbetriebes den Weg bahnte. Dann mag erwähnt sein, das bereits fünf Jahre vor der Ablassung des ersten Lokomotivzuges von Nürnberg nach Fürth hier eine Eisenbahngesellschaft bestand, die auf Schienen die Kohlen bis Nierenhof schaffte

Startseite

info@hoeckmann.de

Impressum/Disclaimer Sitemap

27.12.22 © Höckmann

www.ruhr-projekt.de