Flussabwärts grüßt am Einflusse der Volme die
gewerbereiche Stadt Hagen
herüber. Ursprünglich vielleicht eine Schutz- und Sperrburg der
Sachsen zur Deckung des wichtigen Platzes, wo mehrere Straßen sich
kreuzen, angelegt, hat die Stadt im Laufe der Zeit sich zu einem
bedeutenden Orte der Industrie und zu einem Knotenpunkt von 13
Eisenbahnstrecken entwickelt. Der Name geht ohne Zweifel auf eine
mit Hecken und Gebüsch bewachsene Umwallung zurück, auf der sich der
Oberhof Hagen erhob, der bereits gegen Ende des 11. Jahrhunderts der
Kölner Kirche gehört. Von dieser kam derselbe 1200 an die Grafen von
Altena (später von der Mark genannt) indem der Erzbischof Adolf von
Köln, der dem gräflich Altena-Isenberg'schen Hause entstammte,
seinem Bruder Arnold den Hof Hagen mit allem Zubehör pfandweise für
600 Mark überließ. Nach verschiedenen Fehden gelangte dieser dann
1392 dauernd in die Grafschaft Mark. Letztere erwarb 1398 Kleve und
1521 durch Heirat aus Jülich und Berg. Der letzte Herzog von Kleve,
Mark, Jülich und Berg, Johann Wilhelm, starb 1609, und nach langen
Erbstreitigkeiten fiel Hagen 1666 an Brandenburg-Preußen.
Der Bezirk des mit dem Hofe Hagen verbundenen
Gaugrichts umfaßte 17 Bauernschaften, die den Namen "die Veste
Hagen" führten. Auf dem jährlich am Dienstag nach St. Vitus (15
Juni) stattfindenden „Vestthing“ hatten sämtliche „Vestgenossen“ zu
erscheinen und wurden alle das Verhältnis zum Oberhofe betreffenden
Angelegenheiten, Erbgang, Abgaben, Markengerechtigkeiten und anderes
geregelt. Auch Streitigkeiten der in den Hofesverband gehörenden
Höfe untereinander wurden geschlichtet, nicht selten nahm man sogar
eine Prüfung der Schöffelmaße vor.
Neben dem Hofgericht, welches nur Hofangelegenheiten
ordnete, bestand ein Freigericht Hagen, dass die Herren von
Volmarstein innehatten. Die Freistühle standen vor der Burg
Volmarstein, im Dorfe Herdecke und in Haspe. Nach dem Sturze dieses
Geschlechtes gelangte die Freigrafschaft an die Grafen von der Mark.
Diese verliehen dem aufstrebenden Orte manche Privilegien, so dass
wir zu Ende des 14. Jahrhunderts bereits die „Vrigheit (Freiheit) to
dem Hagen“ haben. Seit alter Zeit blühte in Hagen die Tuchmacherei,
die anfänglich als Hausarbeit sich zu Anfang des 19 Jahrhunderts zu
maschinellem Fabrikbetrieb entfaltete. Die Ansiedlung arbeitsamer
Hugenotten und Solinger Schwertschmiede hat schon bald den Hagener
Klingen und Sensen einen Weltruf verschafft. Doch sollte dies
einigen Familien zum Verhängnis werden. Die Kaiserin Elisabeth von
Russland wandte sich 1731 an den wegen seiner Vorliebe für sein
Riesenregiment bekannten König Friedrich Wilhelm I. von Preußen mit
der Bitte, ihr einige Hagensche Klingenschmiede zur Anlegung von
Waffenfabriken in ihrem Lande zu besorgen. Als Gegendienst solle der
König 100 auserlesene „lange Kerls“ erhalten. Sofort wurden durch
den Oberistleutnant von Hertzberg acht solcher Handwerker mit
Militär abgeholt und gegen ihren Willen nach Russland gebracht. Nach
12 Jahren kehrten sie zurück; mußten aber erst in Spandau eine
Klingenfabrik einrichten. Nur drei sahen ihre Heimat wieder.
1718 erhielt die Freiheit Hagen Stadtrechte. In den
folgenden Kriegszeiten hatte die Stadt, die den Kreuzungspunkt
mehrerer Straßen bildete, viel von Truppendurchzügen zu leiden, wie
sie auch im Dreißigjährigen Kriege unter fremden Einquartierungen
geseufzt hatte. Der gewaltige Aufschwung Hagens setzt um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts ein, und heute hat die Stadt 97.295
Einwohner. Im Wappen führt Hagen die westfälische Eiche auf blauem
Grund.
Quelle: Lenhäuser, A.. Klöster, Burgen und feste Häuser an der Ruhr. Von Hohensyburg bis zur Ruhrmündung. Essen 1924
Kreis- und
Stadt-Handbücher des Westfälischen Heimatbundes:
Kreis Ennepe-Ruhr -
Stadt Hagen |