Schloss Brühl und seine Umgebung

Rheinische Kunststätten - Reihe V: Der Rhein - Nr. 11/12

< previous - zurück vor - next >

Der mittelalterliche Bau. Erzbischof Siegfried v. Westerburg (1274--1297) begann im .Jahre 1284 mit dem Bau einer festen Burg in Brühl als Stützpunkt gegenüber der aufblühenden Stadt Köln. Siegfrieds Nachfolger, Wikbold v. Holte (1297 - 1304), vollendete den Bau, der seitdem eine bevorzugte Residenz der Erzbischöfe blieb. Im Laufe der Jahrhunderte hatten Burg und Stadt vielfach unter kriegerischen Ereignissen zu leiden, die erhebliche Verstärkungen der Befestigungsanlagen veranlassten. Erzbischof Walram v. Jülich (1332 - 1349) ließ, wie die cronica presulum berichtet, die Burg durch Türme und Mauern befestigen und für die Bedürfnisse der Hofhaltung und Landesverwaltung einen großen Wohnflügel an der Nordseite errichten. Nach der Einführung der Feuerwaffen wurden unter Valentin v. Isenburg (1567 - 1577) zum Schutz des Hauptschlosses und der Vorburg kleine Bastionen im Sinne der neueren Befestigungskunst angelegt. Damit ist die Baugeschichte der mittelalterlichen Burg in großen Zügen umrissen (Bild 2).

Das verhängnisvolle Jahr 1689 sollte, wie bei so vielen rheinischen Burgen, auch das Schicksal des
Brühler Schlosses besiegen. Im Verlauf des sogenannten Dritten Raubkrieges Ludwigs XIV.
hatten die Franzosen fast alle festen Plätze des Kölner Kurstaates und auch Brühl besetzt. Vor den heranrückenden brandenburgischen und holländischen Truppen zogen sie sich indessen zurück, nachdem sie vorher die von ihnen geräumten festen Plätze mit wenigen Ausnahmen zerstört hatten. Am 21. März 1689 erfolgte die Sprengung des Schlosses Brühl.

Eine von J. K. Schlaun im Jahre 1724 verfertigte Bestandsaufnahme gibt Aufschluß über die Wirkung der Minen und die Gestalt des mittelalterlichen Baues. Danach war das Hauptschloß eine dreiflügelige Anlage, die sich um einen rechteckigen Binnenhof gruppierte. Deutlich heben sich die einzelnen Bauperioden voneinander ab: die schmalen Flügel an der Süd- und Westseite vom 1284 begonnenen Bau Wikbolds v. Holte, die Schildmauer an der Ostseite mit je einem gesprengten vier-
kantigen Turm und der große, im Mauerwerk ganz erhaltene Nordflügel Walrams v. Jülich mit dem
mächtigen, von der Sprengung verschont gebliebenen Rundturm.

Die Baugeschichte des neuen Schlosses. Kurfürst Josef Clemens (1688—1723) hatte sich nach den Verheerungen des Dritten Raubkrieges zunächst dem Wiederaufbau seiner Bonner Residenz gewidmet. Erst nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges wandte er sein Interesse auch dem Brühler Schloß zu. Im Jahre 1715 entwickelte er seine Gedanken über den Wiederaufbau der Ruine und die Schaffung weitläufiger Gartenanlagen in einem ausführlichen Briefe an seinen französischen Bauberater, Robert de Cotte. Die Pläne Josef Clemens’ kamen indessen nicht zur Ausführung. Sein Neffe und Nachfolger Clemens August (1723— 1761), der Sohn des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, griff den Gedanken, in Brühl eine Sommerresidenz zu schaffen, kurz nach seinem Regierungsantritt wieder auf. Im Denkmalarchiv der Rheinprovinz zu Bonn hat sich eine Reihe von Plänen für‚den Neubau erhalten, unter ihnen die Ausführungsentwürfe von J. K. Schlaun. Der Meister, der sich bereits in den westfälischen Stiftern Clemens Augusts als Architekt einen Namen gemacht hatte, ist offenbar unter dem Einfluß des leitenden Staatsministers, des Grafen Ferdinand von Plettenberg, herangezogen worden. Eine Gruppe von Entwürfen, die von der Hand G. d’Hauberats stammen, fanden bei dem Bauherrn keine Gnade. Hauberat, der unter Josef Clemens als Vertreter de Cottes großes Ansehen am Hofe genossen hatte, ist in der Folge aus den kurfürstlichen Diensten ausgeschieden. Am 8. Juli 1725 legte Clemens August den Grundstein zum Neubau des Schlosses, das fortan den Namen „Augustusburg“ führen sollte (Bild 1, 3).

 

3.  Schloß Brühl. Blick aus dem Garten auf den Südflügel

Bereits drei Jahre später war der Rohbau vollendet. Die kurze Bauzeit erklärt sich ebenso wie der eigenartige Grundriß aus der Benutzung der mittelalterlichen Bauteile. Der ganze Nordflügel einschließlich des Rundturmes an der Nordwestecke sowie die schmalen Flügel an der Süd- und Westseite des Hofes wurden beibehalten und durch Anbauten auf die gleiche Breite gebracht, ferner als Gegenstück zum mittelalterlichen Rundturm ein entsprechender Turm an die Südwestecke gesetzt. Um die hufeisenförmige Gruppierung der Flügel zu erzielen, wurde die alte Schildmauer. an der Westseite niedergelegt. Die breiten Wassergräben, die Hauptburg und Vorwerk umspülten. ließ man bestehen.

Ein großer Lageplan Schlauns, der das Schloß mit seiner Umgebung zeigt, verrät deutlich die Absicht des Meisters, die Baugedanken des 18. Jh. mit dem Typus der Wasserburg niederrheinisch-westfälischer Prägung zu verbinden. Schlaun hat das Hauptgewicht auf die offene Ostseite, der ein weiträumiger Ziergarten vorgelagert werden sollte, gelegt. Die Verbindung zum Ehrenhof sollte eine lange Brücke herstellen. Demgemäß wurde das Wohnquartier des Kurfürsten im Nordflügel eingerichtet, während der dem Tierpark zugewandte Südflügel im ersten Obergeschoß Gastquartiere und im Erdgeschoß die Dienerschafts- und Küchenräume aufnehmen sollte.

Schon bei dem Besuch Kurfürst Karl Alberts von Bayern am Bonner Hof im Jahre 1727 scheinen Bedenken gegen diese Anordnungen aufgetaucht zu sein. Eine entscheidende Wendung aber trat erst im folgenden Jahre ein, als Clemens August in München mit dem bedeutendsten bayrischen Hofkünstler F. Cuvillies in Berührung kam, der ihm wichtige Ratschläge für die Ausschmückung seiner Wohngemächer im Nordflügel erteilte. Nachdem der Rohbau zu Anfang des. Jahres 1728 vollendet war, wurde Schlaun von der Führung des Brühler Unternehmens enthoben; um fortan das Bauwesen in den westfälischen Stiftern des Kurfürsten zu leiten. Im Oktober desselben Jahres traf Cuvillies in Brühl ein, zusammen mit dem hervorragenden Gartenkünstler D. Girard. Damals wurde offenbar bereits ein neuer Gesamtplan für die Umgestaltung und Verbesserung der eben erst vollendeten Anlage aufgestellt. Das Hauptziel Cuvilliés war die Örtlichkeit besser auszunützen, als es der bisherige Plan vorsah, und die Wasserburg in ein offenes Lustschloß zu verwandeln. Die Gräbern sollten zugeschüttet und vor der Südfront Gartenanlagen geschaffen werden, die vom Schloß zum Tierpark überleiten sollten (Bild 1,3,4). Demgemäß mußten die Küchen- und Dienerschaftsräume aus dem Südflügel verschwinden und auf dem Platz vor der Westfront ein Ersatz dafür geschaffen werden. Im Verlauf der nächstfolgenden fünf ‚Jahre wurden diese Pläne schrittweise verwirklicht. Als Auftakt ward in den Jahren 1730/31 die prächtige Terrasse errichtet. Gleichzeitig führte man die Ausschmückung der Apparternents im Nordflügel und die plastische Gliederung der Fassaden durch. Allmählich sammelte sich in Brühl eine Schar von Kunsthandwerkern aller Art: Stukkateure, Schnitzer, Kunstschmiede, Vergolder usw. Auch die Haupträume, Treppenhaus (Bild 5, 6), Gardensaal (Bild 7) und Kapelle im Südwestturm erhielten ihren Schmuck. Der bekannte bayrische Freskomaler N. Stuber schmückte sie mit Deckenbildern. Kaum war aber die Kapelle vollendet, als ınan sich, entschloß, die beiden Rundtürme als letzte Reste der alten Wasserburg zu beseitigen. Während diese Arbeiten im vollen Gange waren, schritt die Einrichtung der Räume des Südflügels nur langsam fort. Zunächst, wurden das Sommerquartier im Erdgeschoß und das sogenannte „grüne Appartement“ im zweiten Obergeschoß vorgenommen. Die Herstellung der Stuckdecken und der Kaminaufsätze zog sich noch bis in die vierziger Jahre hin. Den Ausbau des Schlosses begleiteten die Arbeiten in den Gärlen, die durch Wasserkünste und verschiedenartige Lusthäuser bereichert wurden.

 

Das Eingreifen Balthasar Neumanns und die Vollendung des Schlosses. Die von Schlaun südlich der Durchfahrt errichtete enge Treppe erfüllte nicht mehr ihre Aufgabe im Rahmen der von Cuvillies geschaffenen barocken Raumfolge. Infolgedessen wurde der Wunsch nach einem monumentalen neuen Stiegenhaus als Auftakt zu den Staatsgemächern der Südfront lebendig. Die großartigen Treppenanlagen, die Balthasar Neumann in Süddeutschland geschaffen hatte, ließen den Ehrgeiz Clemens Augusts nicht ruhen, bis es ihm gelang, den großen fränkischen Baukünstler wenigstens vorübergehend heranzuziehen. Im Jahre 1740 weilte er zum erstenmal am kurfürstlichen Hof, wo er mit fürstlichen Ehren empfangen wurde, und im folgenden Jahre lieferte er seine „Haubt Idee“ für das herrliche Treppenhaus, das erst 1744 zusammen mit dem Garden- und Musiksaal ausgeführt werden konnte (Bild 5, 6). Die reiche Stuckierung wurde sogar erst 1748 geschaffen. Der hervorragende oberitalienische Freskomaler Carlo Carlone vollendete 1750 die Deckengemälde im neuen Treppenhaus und in den angrenzenden Hauptlsälen. Vier Jahre später wurde die Ausschmückung des Gardensaales nach den Plänen des Oberbaumeisters J.H. Roth hergestellt (Bild 7). Im sechsten Jahrzehnt folgte dann die Stuckierung der Decken des Staatsquartiers. Als Clemens August im Februar des Jahres 1761 verschied, waren weder das Treppenhaus noch die übrigen Staatsgemächer vollendet.

Sein Nachfolger, Max Friedrich von Königseck (1761 - 1784), der im übrigen wenig Interesse für
die großen Baupläne seines Vorgängers zeigte, ließ den Ausbau der „Augustusburg‘“, die er zu seiner Lieblingsresidenz machte, unverzüglich zu Ende führen. Als erstes wurde 1761-1764 das Treppen-haus vollendet, anschließend wurden der große Speise- (Musik-) Saal (Bild 8,9) und die Staatsräume des Südflügels unter Verwendung von Wandvertäfelungen aus dem von Clemens August im Kottenforst erbauten Jagdschloß Herzogsfreude und mancherlei Ausstattungsstücken aus den Bonner Schlössern eingerichtet. Mit der Aufführung der. Wachthäuser an der Brücke östlich des Ehrenhofes im Jahre 1768 wurde der Schloßbau vierzig Jahre nach der Beendigung des Rohbaues zum Abschluß gebracht.

Ein Rundgang durch Schloß Augustusburg und seine Umgebung. Das 1744 nach dem Entwurf B. Neumanns erbaute Treppenhaus betritt man von der großen, durch die Mittelachse geführten Einfahrt (Bild 5,6). Den reichen Schmuck der Wandflächen schuf 1748 G. Artario, Mitteltrophäe (Bild 6) und Portal zum Gardensaal, wahrscheinlich auch die Karyatidengruppen in den achtziger Jahren G. Brilli. Die Büste des Kurfürsten Clemens August ist von B. Derix. Laterne und Gitter, die zu den trefflichsten Schmiedearbeiten des 18. Jh. gehören, fertigte der Brühler Hofschmied Sandtener. Das Deckengemälde von C. Carlone stellt dar, wie Kunst und Wissenschaft unter der segensreichen Regierung Clemens Augusts aufblühen und die Mächte der Finsternis im Abgrund versinken.

Die Stuckmarmorverkleidung des Gardensaales ist 1754 von Morsegno nach dem Entwurf J. H. Roths ausgeführt (Bild 7). Das farbenprächtige und figurenreiche Deckengemälde C. Carlones
bringt den Triumph des Hauses Wittelsbach in seinen bedeutendsten Vertretern des 18. Jh.;  besonders beachtenswert die Gruppen der vier Wellteile.

Die letzte Stilstufe des Rokokos vertritt der 1763 - 1765 entstandene Wandschmuck des Musiksaales
von G. Brilli (Bild 8,9). Das dufltge Deckengemälde Carlones mit der wuchtigen Stuckumrahmung Artarios (1752) stellt cin Konzert im Olymp dar.

An diese Hauplräume schließt sich das die ganze Südfront mil herrlichem Blick auf den Park einnehmende Slaatsquartier an (Bild 10—12). In die 1756 und 1757 ausgeführten Stuckarbeiten
an den Decken teilen sich Morsegno, Artario und Brilli. Die feinen Malereien schuf der aus Eaneisne
stammende J. Billieux. Die Supraporten sind z. T. vom Bonner Maler Rousseau, die prächtige Ver-
söldung von Mouha und die Schnitzereien der aus Herzogsfreude übertragenen Wandverläfelungen
von Renaud und dem Lütticher L. Radoux jr. Von dem reichhaltigen und prächtigen Mobiliar, den
Tapisserien der drei ersten Räume, den kostbaren Stoffen des Schlafgemaches (Bild 11) mit dem
Paradebett und den mannigfachen sonstigen Ausstattungsslücken ist niehts.mehr erhalten. Unter den  Bildern zu erwähnen Kaiser Karl VII. im zweiten Vorzimmer (Bild 10), Clemens August als Falkenjäger im Schlafzimmer (Bild 11) und eine Fürstin von Bentheim in rotem Reitkostüm von
G. Desmardes im kurfürstlichen Kabinett. In der ganz ausstuckierten Nepomukkapelle Deckengemälde und Altarblatt von C. Carlone. Im zweiten Obergeschoß befand sich - heute bis auf
einige schöne Kamine seines ganzen Schmuckes beraubt das von Clemens August bevorzugte „grüne Appartement“.

Nördlich an das Treppenhaus schließt sich das älteste Wohnquartier, das sogenannte „gelbe Appartement“, an, dessen vornehmer, auf Weiß mit Gold gestimmter Dekor von F. Cuvillies entworfen ist. Besonders zu erwähnen der Speisesaal mit den vergoldeten Bleigruppen von Willem de Groff, das Schlafzimmer (Bild 12) und das „indianische Zimmer“ mit seinem originellen Wandschmuck. Die Decken sind von G. P. Castelli und Morsegno, die Schnitzereien von Helmont und Heydeloff. Im Erdgeschoß des Nordflügels befand sich das „blaue Winterquartie von dem nur einige Räume erhalten sind, darunter die „Ritter- oder Billardstube“ mit prächtiger Ledertapete und interessantem Fayencekamin.

Das Erdgeschoß des Südflügels nimmt die Sommerwohnung ein, deren Wandschmuck durch die reichliche Verwendung von blauweißeh Delfter Platten und prächtigen Kachelöfen eine besonders reizvolle Note erhält. Zu diesem Appartement gehören der ganz ausgekachelte Speisesaal und die vermutlich von A. Schöpf ausgemalte Heilig-Geist-Kapelle. Unter den Räumen noch besonders zu nennen das „Kabinett“ mit dem prächtigen Bildnis Clemens Augusts als Hochmeister des Deutschen Ordens von G. Desmarees und ein kleiner Raum mit Falkenbildern.

Das Äußere ist 1935/36 gründlich instandgesetzt worden. Die Gliederung der Fronten geht durchweg auf die Entwürfe Schlauns zurück, einige Veränderungen Cuvilliés, besonders am Mittelrisalit der Südfront, heben sich deutlich ab (Bild 1). Den plastischen Schmuck fertigten die Bildhauer Kirchhoff, Derix, Mon Amy und Helmont, die Gitter Wittmann und Courtin, An der Nordfront sind noch die Reste des mittelalterlichen Mauerwerks zu erkennen. Von den beiden Galerien, die sich an die Westfront anschließen, ist nur die südliche vollendet (zugleich mit dem Küchenbau und dem Oratorium nach Entwurf Cuvillies’ 1732 begonnen).

Unmittelbar an das Oratorium schließt sich die ehemalige Schloßkirche an, die sich durch den
herrlichen, vor einigen Jahren wiederhergestellten Hochaltar auszeichnet, der 1745 nach Plänen B. Neumanns in Würzburg geschnitzt worden ist. Die glänzenden Figurengruppen von J. W. von der Auvera sind von ihrem entstellenden Ölanstrich befreit worden.

Die Gartenanlagen wurden im Zusammenhang mit der Verwirklichung des Umgestaltungsplans von Cuvilliés nach den Entwürfen D. Girards, der die Gärten zu Nymphenburg und Schleißheim geschaffen hatte, in den Jahren 1730-1750 ausgeführt (Bild 3, 4). Das großzügige Mittelparterre war vom Ende des 18. Jh. an wiederholt umgestaltet worden und in der Nachkriegszeit verwahrlost.

In den letzten ‚Jahren ist es genau nach einem Plan von etwa 1750 wiederhergestellt worden. Von den zahlreichen in diesen Plan eingezeichneten Lusthäusern ist nur noch das etwa 11, km südwestlich des Wildparks gelegene Schlößchen Falkenlust erhalten, das 1729-1739 nach den Plänen Cuvillies’ erbaut worden ist (Bild 13). Es ist eine der reizvollsten Schöpfungen des Frührokokos auf deutschem Boden. Nach dem Schema der „maisons de plaisance“ disponiert, zeigt es in symmetrischer Anordnung in beiden Geschossen die gleiche Raumfolge: kleines Veslibül, großer ovaler Mittelsalon, von zwei rechteckigen Zimmern flankiert, seitliches Treppenhans. Von der eleganten und im ganzen noch wohlerhaltenen Innenausstattung, die sich in allen Einzelheiten auf die Zweckbestimmung als Ausgangspunkt der Falkenjagd bezieht, besonders hervorzuheben: im Erdgeschoß der Mitlelsaal mit blauweißen Delfter Platten und Porträts des Kurfürsten und seiner Umgebung bei der Falkenjagd, das in Schwarz und Gold mit chinesischer Lackmalerei gehaltene Spiegelkabinett mil dem Bildnis Clemens Augusts beim Morgenempfang (gute Kopie nach dem Original von Vivien in Schloß Gracht) und das blauweiß gekachelte Treppenhaus: im Obergeschoß das Vestibül mit feiner Sluckierung und köstlichen Puttengruppen von le Clere (Bild 13), ferner das nach dem Enlwurf des Parisers Oppenord ausgeschmückte Eckkabinett mit reicher vergoldeter Schnitzerei, die Spiegel später durch Blumenmalerei ersetzt.

Die übrigen Lusthäuser, das Chinesische (oder Indianische) Haus und das Schneckenhaus, sind verschwunden. Das erstere, vermutlich nach den Plänen Cuvillies’ entworfen, besaß eine reizvolle Innen- und Außendekoration imsogenannten „indianischen Stil“ des 18, Jh, in den Eckpavillons je ein Wohnquartier, im Mittelbau ein größerer Saal mit einer äußerst wertvollen Sammlung von Porzellan und Kristall. Die Bleifigur eines wasserspeienden Chinesen von der Freitreppe jetzt in der Durchfahrt des Brühler Schlosses aufgestellt. Das Schneckenhaus am Nordostrand des Parks, in Form einer Pagode erbaut, diente als Aussichtsturm.

Schrifttum: Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Köln-Land; E. Renard und F. Graf Wolff Metternich, Schloß Brühl, die kurkölnische Sommerresidenz Augustuaburg, Berlin 1934, dort Aufzählung des gesamten Schrifttums; Dechant. Das Jagdschloss Falkenlust, ein rheinisches Baudenkmal Cuvillies', Aachen 1901. Graf Wolff Metternich, Bonn 1937.

 

Startseite

info@hoeckmann.de

Impressum/Disclaimer Sitemap

27.12.22 © Höckmann

www.ruhr-projekt.de