DAS SIEBENGEBIRGE

Rheinische Kunststättem - Reihe V – Der Rhein – Nr. 7 und 8

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Geschichte. Wenn auch zahlreiche Bodenfunde eine Besiedlung des und Trachytkuppen vulkanische Erhebungen aus dem rheinisch-w hen Schiefergebirge sind, seit frühester Zeit erkennen lassen, so tritt das Gebiet erst in fränkischer Zeit greifbarer in das Licht der Geschichte (Bild 1); es gehörte mit zum „Auelgau‘, dessen Gaugraf seine Burg auf dem Michaelsberg bei Siegburg hatte. Als Nachfolger dieser Gaugrafen, von denen nur die letzten, aus dem 10. Jh., mit Namen bekannt sind, treten die Pfalzgrafen von Niederlothringen oder Aachen auf, deren Machtbestrebungen bald auf den Widerstand der Kölner Kirche stießen. Um die Mitte des 11..Ih. kam es zur endgültigen Auseinanderselzung beider Mächte: Pfalzgraf Heinrich wurde durch Erzbischof Anno besiegt, der an der Stelle des alten Pfalzgrafenschlosses ein Benediktinerkloster auf dem Michaelsberge gründete und ihm die Güter des Auelgaues größtenteils unterstellte. Die Schwächung der einheitlichen weltlichen Obermacht begünstigte die Entwicklung kleinerer Territorialgewalten, unter denen bald die im Westerwald ansässigen, reich begüterten Grafen von Sayn hervortraten. Im endenden 12, Jh. entstand auf der Löwenburg eine starke Feste des Sayner Hauses, der in nächster Nähe die erzbischöflichen Gründungen Wolkenburg und Drachenfels Widerpart boten, Während der nun folgenden ‚Jahrhunderte sind die Höhen und Täler und der begehrte Uferstreifen des Siebengebirges der Schauplatz einer verwirrenden Fülle kleiner territorialer Auseinandersetzungen und größerer Fehden; bedeutungsvoll flicht sich die Geschichte des Ende 12. Jh. gegründeten Klosters Heisterbach in das bunte Bild ein. Erst seit Ausgang des Jh. setzt in der Ausübung der Obergewalt eine gewisse Stetigkeit ein; mit der Herrschaft Löwenburg, die schon vorher an die Heinsberger gekommen war, fielen im Jahre 1472 große Teile des Siebengebirges an das Herzogtum Jülich-Berg (u. a. Honnef, Ober- und Niederdollendorf, Oberkassel), während der Drachenfels als einziger rechtsrheinischer Teil der kurkölnischen Burggrafschaft Drachenfels und das seit dem 16. Jh. diesem unterstehenden Unteramt Wolkenburg mit Königswinter zu Köln gehörten. — In den folgenden Jahrhunderten bedeuten die Jahre 1583/84 mit den Wirren des Truchsessischen Krieges, 1632/33 mit den Raubzügen der Schweden unter Baudissin, 1688 und 1703 mit Plünderungen durch französische Truppen schwere Notzeilen für das Siebengebirge, deren Auswirkungen sich im Bilde der erhaltenen alten weltlichen und kirchlichen Baudenkmäler nur zu deutlich spiegeln. Große Unruhen brachten auch die Folgen der Französischen Revolution und der napoleonischen Zeit mit sich; unheilvoll verbunden war mit dieser das Schicksal der Abtei Heislerbach. - Das Siebengebirge ist mit seinen vielen alten, dem hervorragend schönen landschaftlichen Rahmen meist wunderbar angeglichenen Baudenkmälern eines der Kulturräume, an dem sich im romantischen Zeitalter die Liebe zur vaterländischen Geschichte, zur deutschen Vergangenheit und die Sorge um die Erhaltung ihrer Denkmäler am nachhaltigsten entflammt haben. Dem drohenden Untergang der Ruine auf dem Drachenfels durch weitere Ausbeutung des Steinbruchs sowie der Anlage neuer, die Landschaft entstellender Brüche wurde Einhalt geboten. Denkmalpflege und Heimatschutz, zunächst nur von dem begeisterten Einsatz einzelner gefördert, fanden vom Staale die nötige Unterstützung, indem das Siebengebirge zum Naturpark erklärt wurde.

Drachenfels (Bild 2,3). Die Burg auf dem Drachenfelsen gehört zu den Befesligungen, mit denen Erzbischof Friedrich I. (1099 —1131) die beiden Rheinufer gegen Kaiser Heinrich V. zu schützen bestrebt war; kurz vorher war die gegenüberliegende Burg Rolandseck vollendet worden, Friedrich überließ die Vollendung der Burg Drachenfels seinem Nachfolger, Arnold I. (1137- 51), der aber, nach einer Urkunde von 1149, den Bergfried nicht weiter ausbaute, weil er sein Ende nahen fühlte. Jedoch muß ein Teil der Burg damals schon bewohnt gewesen sein; ein Verwandter des Erzbischofs, Adalbert v. Saffenburg, empfing sie zum Lehen. Von ihm sind allerlei Raubzüge überliefert, durch die vor allem die Güter des Bonner Cassiusstiftes stark mitgenommen zu sein scheinen. Der Bonner Propst Gerhard v. Are bittet daher den Bischof nach Adalberts Tode, ihm die Burg zum Schulze der eigenen umliegenden Besilztümer zu überlassen. Er baute sie bis zum Jahre 1167 aus. Als erster Lehnsherr, der sich Burggraf von Drachenfels nennt, erscheint Graf Godart, ein Sohn des Burggrafen von Wolkenburg, dessen Nachkommen nun jahrhundertelang die Herren von Drachenfels gewesen sind, Ihr Wappen zeigt einen silbernen Drachen auf rotem Felde, Die DBrachenfelser Grafen, die bald wieder unmittelbare Lehnsherren des Kölner Erzbischofs wurden, bezogen ihre Einkünfte in erster Linie aus den seit dem 12. Jh. schwungvoll betriebenen Steinbrüchen. Über die vielfältigen Verhandlungen mit der Kölner Dombauhülle ist man gut unterrichtet; und weiter, bis nach Xanten hinunter und nach Holland hinein wurde der „Drakenfelser“ oder Königswinterer Stein verschifft. Im ‚Jahre 1530 starb mit Heinrich v. Drachenfels das Geschlecht in gerader Linie aus. (Seine Grabplatte in der neuen kath. Kapelle in Rhöndorf erhalten, s. d.) Zwanzig Jahre später erscheint nach allerlei Erbfolgefehden Dietrich v. Mylendonk als Burggraf, dessen Nachkommen schon 1622 aussterben.

Das Kölner Erzslift belehnt nun den Grafen Bronkhorst-Batenburg mit der Herrlichkeit, dann, als dieser 1642 ohne männlichen Nachkommen stirbt, die Freiherrn v. Bassenheim zu Gudenau, von denen es 1735 an die Bornheimer Linie der Familie überging, dann nach langen Familienprozessen 1776 an den Freiherrn v. d. Vorst-Lombeck. Im Jahre 1813 wurde der Drachenfels an die „Veinigte Steinhauereigewerkschaft“ verkauft. Die Burg war schon damals längst in einem ruinösen Zustande. Bereits im Truchsessischen Kriege, 1584, hatte sie viel zu leiden, 1632 eroberten sie die Schweden. Zwei ‚Jahre darauf ordnete der Kurfürst die Schleifung der Burg an, die bereits im Jahre 1642 bei der Belehnung des Bassenheimers als Ruine bezeichnet wird. Ein Stich nach Merian überliefert uns die Burg in diesem Zustande, der sich im Laufe des 18. Jh. bei gesteigerter Ausbeutung des Steinbruches auf der Süd- und Westseite des Berges noch erheblich verschlechterte. 1788 stürzten Teile des Bergfrieds und der zum Rhein hin gelegenen Partie der Hochburg ab. Gänzlicher Zerfall drohte der Ruine aber erst, nachdem Burg und Berg an die Steinhauereigewerkschaft veräußert worden waren. 1836 kaufte die Königliche Staatsregierung den Drachenfels an und legte den Steinbruch still. — Von der ausgedehnten Burganlage des 12.—15. Jh. mit Hochschloß, Vorburg und weitem Mauerbering (Bild 2) ist der noch aus dem 12, Jh. stammende Bergfried teilweise erhalten, ein mächtiger, dreigeschossiger, aus bossierten, innen glatten Trachylquadern bestehender Turm, der dem Berge heute die charakteristische, wellberühmte Silhouette gibt (Bild 3). Das unterste Geschoß wurde als Verlies benutzt; der eigentliche Eingang führte in den ersten Stock, in dem die alte Kaminanlage noch zu erkennen ist. Das Obergeschoß hatte an jeder Seite ein Fenster, Von den einzelnen Decken sind nur die kräftigen Wandkonsolen erhalten. Von der Hochburg sind Teile der Ostmauer und die Nordwand in zweigeschossiger Höhe erhalten. Neben der allen Außenpforte, die heute noch den Zugang zum inneren Burgbereich vermittelt, liegl ein in zwei Geschossen erhaltener Rundturm, an den sich die äußere, mit Schießscharten versehene Mauer anschließt (Bild 2). Von der Vorburg, die sich nach Norden erstreekl und wohl einer im 15. Jh. erfolgten Erweiterung angehört, ist nur die Ostmauer in niedriger Höhe erhalten; sie wurde von einem rechteckigen Turm unterbrochen (Bild 2). Auch heute aber noch läßt die Ruine erkennen, daß es sich um eine der bedeutendsten frühen Burganlagen des Rheintales handelte. — Auf dem Bergsattel nördlich vor der Kuppe des Drachenfels liegt die in den Jahren 1879 errichtete Drachenburg, cin Lypisches Beispiel neugotischer Burgenbaukunst der Gründerzeit. Etwas weiter unterhalb liegt die im Jahre 1913 errichtete Nibelungenhalle, ein kleiner Rundbau mit Wandbildern von Hermann Hendrich.

Heisterbach. Nach der um 1180 erfolgten Auflösung einer kleinen, nach den Regeln des hl. Augustin lebenden Klostergemeinschaft auf dem Petersberge (s. d.) siedelte Erzbischof Philipp v. Heinsberg Zisterzienser dort an, und zwar 12 Mönche aus der Abtei Himmerode bei Bitburg unter der Führung eines Abtes Hermann (1189). Bald jedoch wurde das „monasterium de montis St. Petri“ in das Tal des Heisterbaches verlegt, wo die Zislerzienser schon seit den 70er Jahren Besitzungen hatten, und wo sich ihnen auch bessere Ausdehnungsmöglichkeiten boten. Trotz aller Kriegsnöte aus den Kämpfen Philipps v. Schwaben und Ottos IV., mit denen die junge Klostergemeinschaft überzogen wurde, wußte sie sich durchzusetzen und erreichte bald eine solche Blüte, daß mil einem großzügigen Neubau begonnen werden konnte, der die ersten Holzbauten ersetzen sollte. Unter dem 3. Abt Heinrich I. (1209—40) wurde außerdem schon im Jahre 1215 das Kloster Marienstatt im Westerwald von hier aus gegründet. Der eigene, bald nach 1200 begonnene Kirchenbau wurde derartig gefördert, daß bereits 1227 eine Weihe von 19 Altären stattfinden konnte, woraus geschlossen werden darf, daß damals bereits der Chor und das Querschiff mit ihren Kapellen errichtet waren (Bild 4).

Die Weihe der ganzen Kirche ist aus dem Jahre 1237 überliefert. Zur selben Zeit wurde auch an den Klostergebäuden gearbeitet. Der außerordentliche Aufschwung, den das Kloster in dieser Zeil erlebte, ist in erster Linie auf die glänzende Persönlichkeil des Abtes Heinrich zurückzuführen, der vermöge seiner umfassenden Bildung und seiner gerühmten Beredsamkeit vom Papste Honorius IV. mit der Kreuzzugspredigung im Bistum beauftragt wurde. Bekannt sind seine vielfältigen politischen Missionen. Seiner Oberaufsicht waren eine Reihe anderer Zisterzienserklöster unterstellt. Neben ihm finden wir den gelehrten Mönch Caesarius, durch den der Name des Klosters noch besonderen Ruhm gewann. In seinem 12-bändigen Dialogus Miraculorum“, den acht Büchern verschiedener Visionen und Wunder sowie in den Lebensbeschreibungen der hl, Elisabeth v. Thüringen und des hl. Engelbert von Köln finden wir eine unerschöpfliche Fülle anschaulicher Schilderungen der nächsten Umgebung, der zeitlichen Zustände, überhaupt der rheinischen Kultur der Stauferzeit. - Nach einer vorübergehenden Lockerung der klösterlichen Zucht in den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts, die ein energisches Eingreifen des Generalkapitels des Ordens nach sich zog, nahm die Entwicklung des Klosters wieder ihren steten Lauf: vor allem brachte das 15. Jahrhundert einen großen Wohlstand. 1588 wurde es geplündert und teilweise zerstört. Instandsetzungsarbeiten sind unter Abt Buschmann (1597 - 1625) und Abt Schaeffer (1628—61) überliefert. In den Kämpfen der Jahre 1689 und 1703 erlebte das Kloster Raubzüge der französischen Truppen. Unter Abt Hartmann (1704—28) wurde es 1711 durch ein Brauhaus und in den 20er Jahren durch den sog. Küchenhof erweitert; unter Abt Augustin Mengelberg (1748—63) wurden die Klostermauer und der schöne Torbau errichtet. Durch die Auswirkungen der Französischen Revolution verlor Heisterbach im Jahre 1793 seine linksrheinischen Besitzungen; zwei Jahre darauf wurde es geplündert. Im Jahre 1803 erfolgte die Aufhebung des Klosters, dessen recht baufällige Gebäude im Jahre 1805 verkauft wurden. 1809 wurde die Kirche auf Abbruch an den Unternehmer des auf Anordnung Napoleons zu erbauenden Rhein-Maas-Kanals verkauft; der Abbruch des Klosters begann ebenfalls bald. Lediglich durch einen Zufall blieb wenigstens der Chor der Kirche erhalten: nach einem vergeblichen Sprengversuch ließ man ihn stehen, da inzwischen durch den Sturz Napoleons der Bau des Kanals abgestoppt wurde. — Abbildungen aus der Zeit des Abbruchs, vor allem aber die Zeichnungen Boisserees in seinen „Denkmalen der Baukunst am Niederrhein“ (Bild 7) lassen ahnen, was der späteren Zeit durch die Vernichtung der Kirche genommen wurde! Die eigentliche Schönheit der außerordentlich malerisch gelegenen Chorruine offenbart sich ja erst dann, wenn man sich den Chor als Abschluß des großen Raumes einer dreischiffigen Kirche mit zwei Querschiffen vorstellt, einer der bemerkenswertesten Bauten der rheinischen Stauferzeit (Bild 7, 4); sie stellte in der Auseinandersetzung mit den Problemen der von Westen in die heimische spätromanische Bautradition eindringenden Gotik eine ganz eigenwillige, nirgends sonst wiederkehrende Lösung dar. Der innige Zusammenhang der Zisterzienser mit ihrem Mutterkloster Citeaux lenkte die Blickrichtung von selbst auf die im Westen entstehenden ersten Kirchen des Ordens, und so zeigen sich auch in Heisterbach, namentlich in der Chorbildung mit Umgang und Kapellenkranz (Bild 7, 5), Anklänge an französische Klosterkirchen, wobei vor allem auf die Choranlage der um 1153 begonnenen, heute ehenfalls zerstörten Kirche von Dommartin (Artois) hingewiesen zu werden pflegt. Verwandtschaft besteht auch zu dem um 1200 umgewandelten Chor der Kirche von Pontigny (Burgund). Aber allein schon die Anordnung der den Obergaden des Chores tragenden Doppelsäulen, von denen der innere Kranz auf einer den eigentlichen Chorraum umschließenden Brüstung steht, während sich die äußere Reihe aus je zwei übereinandergestellten Säulen zusammensetzt, bildet. eine selbständige Bereicherung in Heisterbach, wo im übrigen der vor den großen Obergadenfenstern herlaufende Umgang an die ähnlichen, in der Kölnischen Bauschule um 1200 so beliebten Lösungen erinnert (Bild 5). Hohe technische Meisterschaft verrät die Bildung des Gewölbes, das, durch scharfe Grate gegliedert, ganz leicht wirkt, weil es lediglich von den Säulen des oberen Umgangs getragen erscheint, während außen starke dreieckige Strebemauern den Schub auffangen (Bild 6,5). Sonst. aber tritt das wohldurchdachte Strebesystem außen am Bau nicht zutage (Bild 6), auch nicht am Langhaus der Kirche, deren Seitenschiffe nach Boisserees Zeichnungen eine eigenartige Gewölbeformation erkennen lassen, aus deren verstrebender Wirkung erhellt, wie weit der Baumeister in das Wesen der gotischen Baukunst eingedrungen ist, das er aber im Gegensatz zu den westlichen Architekten ohne die Zurschaustellung der neuen technischen Errungenschaft des gotischen Strebewerkes zum Ausdruck bringt (Bild 7,6). An den Chorumgang schließen sich sieben Kapellen an (Bild 7), die gleichsam aus einer dicken Mauer ausgehöhlt sind und daher außen nicht hervortreten (Bild 6). Darüber ist im Innern — auch wieder eine Bereicherung gegenüber den genannten französischen Bauten — die Mauer in einer von zierlichen Säulchen auf Konsolen eingefaßten Fensterreihe aufgelöst, die außen im System einer zwerggalerieähnlichen Blendarkadengliederung in Erscheinung tritt (Bild 6). — Von der übrigen Kirche und dem südlich anschließenden Kreuzgang (Bild 7) haben sich Säulchen und Kapitelle in der näheren Umgebung erhalten (Mehlem, Villich usw.). In Heisterbach selbst blieb außer einigen Grabplatten der Türsturz des Westportals der Kirche mit dem Relief des Lammes Gottes erhalten, außerdem Reste des schönen Brunnens. Das größtenteils aus dem 17. und 18, Jahrhundert stammende Inventar der Kirche wurde nach der Säkularisation verschleudert. Das wertvolle Altarbild eines unbekannten Schülers Stefan Lochners, des sog. „Meisters des Heisterbacher Altars“, wurde von den Brüdern Boisserée für ihre Sammlung erworben und befindet sich jelzt in getrennten Teilen in mehreren Galerien (u. a. in München u. Köln). Im Schnütgenmuseum zu Köln steht heute das wundervolle Lettnergitter von 1751, das den Chor vom Laienraum abriegelte. — Der Küchenhof, z. T. in Fachwerkoberbau mit malerischen Dachformen, stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert; das. zweigeschossige Torhaus von 1750 zeigt in seinem Giebel über dem flachen Torbogen, der von den Statuen der hl. Bernhard und Benedikt flankiert wird, das Wappen der Abtei. Anschließend an das Torgebäude umgab im 18. Jahrhundert eine Mauer den ganzen Klosterbezirk. Heute befindet sich in den erhaltenen Klostergebäuden, denen sich verschiedene neuzeitliche Neubauten anschließen, ein von Augustinerinnen geleitetes Erholungsheim. Mit dem Kloster Heisterbach ist die schöne Sage des Mönches verknüpft, der an sich erfahren durfte, was Zeit und Ewigkeit vor Gott bedeuten.

Heisterbacherrott, der kleine Ort, geht zurück auf den Fronhof zu „Roda“, der schon im Jahre 1173 als Besitz des Klosters von Schwarzrheindorf erscheint. Aus der Zeit um 1200 stammt die kleine, hier erhaltene romanische, einschiffige Kapelle mit einem quadratischen, tonnengewölbten Chore. Das Langhaus hatte ursprünglich Kreuzgratgewölbe. Auf der Nordseite befindet sich neben einem später verbreiterten Fenster die kleine rundbogige Tür mit einer Bildnische mit der Inschrift 1676. Die Kapelle, die seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr benutzt wird und zu verfallen drohte, wird in diesen Jahren instandgesetzt.

Honnef. Die Auffindung zahlreicher fränkischer Gräber auf dem Markt und bei der kath. Pfarrkirche läßt erkennen, daß hier eine fränkische Siedlung war. Früh muß sich auch eine christliche Gemeinde entwickelt haben: Honnef gehört zu den Schenkungen Pipins von Heristal und seiner Gemahlin Plektrudis an das von dieser angeblich 689 gestiftete Kloster St. Maria im Kapitol zu Köln. Um 1200 muß ein Neubau der Kirche stattgefunden haben, von dem der Westturm heute noch erhalten ist (Bild 9). Ende 15. Jahrhunderts wurde der gotische Chor gebaut; im Anschluß daran das Langhaus als dreischiffige Hallenkirche erneuert unter Beibehaltung des Triumphbogens der älteren romanischen Kirche, Bei der 1680 erfolgten Plünderung der Stadt durch die Truppen der Franzosen litten vor allem die Dächer der Kirche. Der 1817 durch Blitz zerstörte Turmhelm wurde nach vorübergehender/Erneuerung 1860 durch den heutigen hohen Turm über vier neuromanischen Giebeln nach Zwirners Entwürfen ersetzt. Am Äußeren des aus Trachytquadern errichteten Langhauses fällt die Gliederung durch die mehrfach gestuften Strebepfeiler auf. Lediglich die westlichen Fenster der südlichen Seite sind in ihrem Maßwerk etwas reicher behandelt. Im Innern werden die beiden golischen Bauabschnitte durch den erhaltenen alten Triumphbogen gekennzeichnet; auch an der verschiedenen Art der Gewölbebehandlung sind die beiden Entstehungszeiten des Chors und des Langhauses zu sehen. Iın Chor steht jetzt das um 1500 entstandene reiche Sakramentshäuschen aus der im Jahre 1341 von Heinrich von Löwenburg gestifteten, 1762 abgebrochenen Kapelle „Domus Dei“ (Bild 8). An der gegenüberliegenden Wand ein kleines Alabasterrelief mit der Geißelung Christi.

8. Honnef, Pfarrkirche, Sakramentshäuschen
Denkm.-Arch. d. Rheinprov.

Aus der Zeit um 1500 stammt auch die in dieser Gegend häufiger auftretende plastische Darstellung (etwa 2/3 Lebensgröße) des „Heiligen Grabes“ (vgl. Remagen, Sinzig, Münstermaifeld). Aus dem
Kirchenschatz verdient eine sehr schöne, silbervergoldete spätgotische Monstranz Erwähnung (Bild 12), wie auch ein Wandteppich, Ende 15. Jahrhundert, mit einer Kreuzigungsdarstellung. Die Wappen auf der Umrahmung bezeichnen die Ahnenfolge des Grafen Johann v. Neuenahr, eines geistlichen Sohnes des bekannteren, im Jahre 1484 gestorbenen Grafen Gumprecht. Hinter dem Chor der Kirche steht eine derbe barocke Kreuzigungsgruppe, — In dem heute in erster Linie durch neuzeitlicheVillen gekennzeichneten Orl haben sich noch eine Reihe guter Fachwerkhäuser erhalten, wie auch in dem benachbarten kleinen Ort Kommersdorf. Etwas oberhalb von Honnef liegt die Servatiuskapelle, deren Chor im Kerne noch spätromanisch ist; sonst gehört der schlichte
einschiffige Bau der spätgotischen Zeil an. Im Innern befindet sich ein einfacher Barockaltar mit einer Servatiusfigur, Anfang 16. Jahrhundert.

12. Honnef Pfarrkirche. Monstranz
Denkm.-Arch. d. Rheinprov.

Königswinter war im Mittelalter bereits ein bedeutender Ort, der mit seiner durch die Burg auf dem Drachenfels und die Wolkenburg geschützten Lage die Zugänge zum Siebengebirge beherrschte. Von der regelmäßigen, rechteckigen Ummauerung der Stadt mit ihren vier Toren haben sich allerdings kaum Spuren erhalten. Im 9. Jahrhundert. hatte die Abtei Prüm Weinberge in „Wintre“. Eine Kirche wird im Jahre 1144 erstmalig erwähnt; man hat sich den alten Bau als Ostturmanlage vorzustellen, d. h. als Kirche mit einem Turm über der Chorpartie (Bild 11, vgl. die Kirchen
in Ober- und Niederdollendorf s. d., und Rüngsdorf b. Godesberg). Sie wurde 1779 wegen Baufälligkeit abgerissen und durch den heute noch bestehenden dreischiffigen Hallenbau ersetzt, dessen Fassade eine in Trachyt ausgeführte, kürzlich instandgesetzte, sehr schön proportionierte, klassizistische Pilastergliederung zeigt. Der mit einer geschweiften Haube versehene Turm schließt sich östlich an den Chor an (Bild 11); je drei große Rundbogenfenster zwischen Strebepfeilern der Seitenfronten. Im schmucklosen Innern das gute Maßverhältnis sowie die aus der Erbauungszeit stammende klassizistische Inneneinrichtung. Der Hochaltar zeigt das Wappen des Stifters des Neubaus, des Wolkenburger Statthalters Heinrich de Claer. — Im Ortsbild fallen neben schönen Fachwerkhäusern auch einige gute Wohnhäuser des 17. u. 18, Jahrhunderts auf, namentlich in der Hauptstraße (Bild 10). Das sogenannte „Kasino“ in der zum Rhein führenden Klotzstraße, ein besonders hübsch detailliertes, fünfachsiges Barockgebäude mit Mansarddach, die Gartenfront mit ihrer Hausteingliederung reicher ausgebildet, wurde kürzlich instandgesetzt und soll als Heimatmuseum eingerichtet werden. — Der ehemalige Heisterbacher IIof, ein dreigeschossiger, siebenachsiger stattlicher Bau an der Rheinfront (heute Hotel „Düsseldorfer Hof“, und dem neuen Zweck entsprechend umgestaltet), im Flachgiebel noch das Heisterbacher Wappen mit der Jahreszahl 1764, wurde durch Abt Hermann Kneusgen (1763—67) von Heisterbach errichtet und diente den letzten Äbten des Klosters vielfach als Wohnung.


 

Löwenburg. Von der langgestreckten Burganlage des 13. Jahrhunderts, die aus einer Hochburg, Vorburg und einem nördlich vorgelagerten Außenbering bestand, sind nur wenige Mauerreste erhalten. Die bereits seil dem 16. Jahrhundert zerfallene Burg zeigte noch bis in das 19. Jahrhundert einen hohen Bergfried, der dann aber einstürzte und in seinen Resten im Jahre 1881 abgetragen wurde; dringliche Bitten rheinischer Heimatfreunde um Erhaltung der Burg fanden in diesem Falle kein Gehör- Was noch von den Mauern aufrecht steht, wurde um 1900 gesichert. Wahrscheinlich geht die Anlage noch auf die Sayner Grafen, Ende 12. Jahrhunderts, zurück. 1247 wird sie erstmalig urkundlich als Witwensitz der Mechthildis, Gemahlin Heinrichs III. von Sayn, erwähnt. Durch Erbschaft kam sie schon bald in sponheim-heinsbergischen Besitz, aus der sich noch im Verlauf des 13. Jahrhunderts eine Seitenlinie der Herren von Löwenburg entwickelte. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ging sie ganz in heins-bergischen Besitz über und kam mit diesem im Jahre 1472 an das Herzogtum Jülich-Berg. Auf der Löwenburg traf sich 1541 Hermann v. Wied, Kurfürst von Köln, mit Melanchthon. Im Schreckensjahr 1583 war die Löwenburg zeitweilig die Residenz des von der katholischen Kirche abgefallenen Kölner Kurfürsten Gebhardt Truchseß. Wahrscheinlich fiel sie bereits den Brandschatzungen dieser Zeit zum Opfer; die Amtmänner des Amtes Löwenburg wohnten jedenfalls schon in dieser Zeit im fürstlichen Haus Lülsdorf. Der letzte Amtmann, der hier die Hoheitsrechte des Herzogs von Berg vertrat, war Franz Hugo v. Dalwigk (1767—78). Eine anschauliche Rekonstruktion der alten Anlage vom Kölner Dombaumeister L. Armtz findet sich in dessen Veröffentlichung „Die Löwenburg im Siebengebirge‘, 1908.

Niederdollendorf. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde wie in Honnef auch hier ein fränkisches Gräberfeld angschnilten, in dem u.a. ein bemerkenswertes Kriegerdenkmal mit Darstellungen fränkischer Krieger und reichem Flechtornament gefunden wurde (Bonn, Landesmuseum). Aus romanischer Zeit ist noch die charakteristische Turmanlage der Kirche über dem Chorquadrat mit angefügter halbrunder Apsis erhalten; das ehemalige Langhaus 1788 durch den heute bestehenden einfachen Saalbau ersetzt. In der Nähe der im Ortsbild malerisch gelegenen Kirche haben sich auch noch einige gute Fachwerkhäuser des 16.—18..Jahrhunderts erhalten. Auf dem Wege nach Königswinter das stattliche Haus „Longenburg“, im Mittelalter ein Hauptsitz des Bonner Cassiusstiftes in Niederdollendorf; seit dem frühen 15. Jahrhundert, als ein Ritter Godart v. Lomer als Besitzer genannt wird, wechselle das Eigentumsverhältnis häufig (jetziger Besitzer Frh. v. Dalwigk). Das im Kern noch auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Herrenhaus nimmt die östliche Schmalseite einer rechteckigen, von einem Graben umgebenen Hofanlage ein und wird an den beiden äußeren Ecken von schlanken Rundtürmen flankiert (Bild 13). Im 18. Jahrhundert wurden alle Fenster verändert, Die übrigen drei Flügel des Hofes werden von Wirtschaftsgebäuden eingenommen, wobei sich auch noch Fachwerkbauten des 18. Jahrhunderts befinden.

Oberdollendorf. Wie in Niederdollendorf so ging auch in Oberdollendorf im Mittelalter die weltliche Herrschaft auf die Grafen v. Sayn und von diesen auf die Herren v. Löwenburg über, dann 1472 an das Herzogtum Jülich-Berg. — Die kath. Pfarrkirche, ursprünglich dem hl. Laurentius geweiht, bewahrt in ihrer Ostpartie eine der Niederdollendorfer Chorturmanlage ganz verwandte Turmpartie (Bild 14); sie stellt jedoch die reichste Ausführung des in dieser Gegend beliebten Bauschemas dar. Das heutige Langhaus stammt aus den Jahren 1792/93. Besonders schön ausgebildet ist die Glockenstube mit den dreiteiligen Fenstergruppen auf jeder Seite. Ein breiter Klötzchenfries leitet zu den vier entsprechend detaillierten Turmgiebeln über. Das Ortsbild wird auch heute noch weitgehend von schönen alten Fachwerkhäusern bestimmt.

Oberkassels romanischer Ostturm mit dem Chor der kath. Pfarrkirche gehört einem Bau an, der die im Jahre 1144 an das Kloster Villich überschriebene ältere Kapelle ersetzte. Das alte zweischiffige Langhaus wurde in den Jahren 1863—65 durch den heute bestehenden Bau ersetzt. Eine sehr reizvolle ländliche Anlage ist das fürstlich zur Lippesche Landhaus, das Johann Gerhard Edler zu Meinerzhagen nach der Mitte des 18. Jahrhunderts an Stelle des alten Oberkasseler Hofes errichten ließ (Bild 15, 16). Durch Erbschaft kam das Besitztum an die Fürsten zu Lippe. Das einstöckige, siebenachsige Herrenhaus mit dreiachsigem, zweigeschossigem Mittelrisalit und hohem Mansarddach ist durch einen Vorhof, der von kürzlich umgebauten Nebengebäuden seitlich flankiert wird, von der Straße getrennt. Südlich schloß sich ursprünglich ein Wirtschaftshof an. Der Turm am nördlichen Flügel ist neu.

Petersberg. Die Gründungsgeschichte des Klosters Heisterbach hat, wie bereits erwähnt, ihren Ausgang von einer kleinen Klostersiedlung genommen, die seit den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts auf dem Petersberge bestand. Eine alte Kapelle muß sich schon in früherer Zeit auf dem Berge befunden haben. Um 1180 wurde das Kloster von den nach der Regel des hl. Augustin lebenden Mönchen aufgegeben, die sich einer neuen Siedlung des Ordens in Rösrath im Sülztale anschlossen, Von den alten Klostergebäuden ist heute nichts mehr erhalten. Ein Neubau der Kapelle wurde im Jahre 1312 errichtet, den im Jahre 1763 der Heisterbacher Abt Hermann Kneusgen (1763—67), auf den auch der Bau des Heisterbacher Hofes in Königswinter zurückgeht (s. d.), durch die heute noch bestehende Kapelle ersetzte. Bei der Veräußerung des alten Klostergutes durch den Fiskus 1834 wurde sie für den Gottesdienst beibehalten, ein kleiner, schlichter Saalbau mit dreiseitigem Chor. Im Innern stehen einfache Barockaltäre. Von Königswinter aus führt ein Stationsweg aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hinauf; die einzelnen Stationsbilder zeigen verhältnismäßig reiche, große Barockaufbauten mit gotisierenden Einzelheiten.

Rhöndorf. Die malerisch im Ortsbild gelegene, im Jahre 1935 äußerlich instandgesetzte alte Kapelle von 1714 ist ein dreiseitig geschlossener, verputzter Bruchsteinbau mit geschiefertem Dach und Dachreiter (Bild 17). Über dem ovalen Oberlicht des Eingangs befindet sich die auf die Jungfrau Maria bezogene Widmungsinschrift mit Stifterwappen. Der gute Barockaltar mit der Figur der Gottesmutter ist aus der Entstehungszeit. In der neuen kath. Kapelle von Rhöndorf befindet sich jetzt die schöne Trachyt-Grabplatte des letzten, 1530 verstorbenen Burggrafen Heinrich v. Drachenfels, der ursprünglich in der Abteikirche von Heisterbach beigesetzt war. Nach der Zerstörung der Kirche geriet die Platte in Privatbesitz, wurde 1836 erst der alten Rhöndorfer Kapelle geschenkt, um 1900 dann an die heutige Stelle gebracht.

Rosenau. Von der ursprünglichen Burg Rosenau, die im Besitz des Geschlechts von Rosowe (Rosenau) war, sind nur die Grundmauern des das feste Haus umgebenden Rechtecks aufgedeckt. Im Jahre 1243 ging sie durch Verkauf an die Abtei Heisterbach über, die sich der gefährlichen nahen Nachbarschaft durch Niederlegung der Befestigung entledigte.

Wolkenburg. Als Erbauer der Burg wird wieder Erzbischof Friedrich I. von Köln genannt. Er starb hier 1131 und wurde in der Siegburger Ableikirche beigesetzt. Bereits im frühen 12. Jahrhundert wurde das Schluß einem aus der Zülpicher Gegend stammenden Rittergeschlecht zum Lehen gegeben, das sich in der Folgezeit den Namen „Burggrafen v. Wolkenburg‘‘ zulegte. Wir sahen, daß der erste Lehnsherr des Drachenfelsens, Godart (1147—93), ein Sohn des Burggrafen Rudolf v. Wolkenburg war. Die Wolkenburger Herren waren getreue Anhänger des Kölner Erzbischofs und verfügten über viele Güter in der Umgegend, In Köln besaßen sie auch ein festes Ilaus, an dessen Stelle heute das Vereinshaus des Kölner Männergeangvereins, , ilia Wolkenburg‘“ genannt, steht, Erzbischof Konrad v. Hochstaden hat die Burg im 13. Jahrhundert durch Türme und Wälle verstärkt. Um 1350 wird sie wieder als kurkölnisches Amt genannt. Um 1500 war das Amt Wolkenburg den Herren v. Drachenfels mitunterstellt; der am Berge sich befindende Steinbruch wurde eifrig von ihnen ausgebeutet. Diesem Umstande ist die Burg wohl schon im Laufe des 16. Jahrhunderts zum Opfer gelallen; der Bergfried stürzte im ‚Jahre 1740 ein. Seit Ende des 18. Jahrhunderts ist von den alten Mauern keine Spur mehr vorhanden.

17. Rhöndorf. Kapelle,

CARLHEINZ PFITZNER. Bonn 1936.

Literatur:
Edmund Renard, „Die Kunstdenkmäler des Siegkreises ‚ 1907. —
W.-Felten, „Das Rheinische Siebengebirge“, Regensburg, Verlag .J. Habbel o. J. (nach 1923). —
Dr. W. Einfeldt, „Chronik der Burg Drachenfels‘“, München 1907. —
S. Boisserée, „Denkmale der Baukunst am Niederrhein“, 2. Aufl, München 1844. —
Egid Beitz, „Kloster Heisterbach“, Augsburg 1926. —
L. Arntz, „Die Löwenburg im Siebengebirge“, Köln 1908.


 



 

 

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